M.S. (50) soll mit Schneeballsystem 170 Millionen verzockt haben
Mini-Behring steht ab heute vor Gericht

2500 Geschädigte, eine 600-seitige Anklage: Der Geschäftsführer von ASE Investment soll mit zwei Mitarbeitern ein «grosses Lügengebäude» aufgebaut haben. Heute beginnt in Laufenburg AG der Prozess.
Publiziert: 21.11.2016 um 11:15 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:53 Uhr
1/2
Hier steigt der Prozess gegen M.S.: Das Zivilschutz-Ausbildungszentrum in Eiken AG bei Laufenburg.
Foto: Keystone

Der grosse Fischer ist schon verurteilt: Dieter Behring wurde im September wegen gewerbsmässigen Betrugs vom Bundesstrafgericht zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis verknurrt. Er soll seine Kunden mit einem Schneeballsystem um 800 Millionen Franken geprellt haben. 

Jetzt könnte der Nächste folgen: M.S. (50), der ehemalige Geschäftsführer der Vermögensverwaltung ASE Investment, muss sich ab heute vor dem Bezirksgericht Laufenburg AG verantworten.

Er ist der Mini-Behring. Ihm werden gewerbsmässiger Betrug, qualifizierte ungetreue Geschäftsbesorgung sowie mehrfacher Urkundenfälschung vorgeworfen. Die Deliktsumme beträgt 170 Millionen Franken. Der grösste Teil davon dürfte für die Geschädigten verloren sein. Im Unterschied zu Behring ist M.S. zum Grossteil geständig. 

639 Privatkläger

Die Firma aus Frick AG warb auf ihrer Website mit «lukrativen Anlagemöglichkeiten». Das Kürzel ASE stand für «Anlage, Sicherheit, Ertrag». Bei ASE kam es laut Anklageschrift zu massiven Unregelmässigkeiten. M.S. soll erlittene Verluste verheimlicht haben. Stattdessen habe er den Anlegern fiktive Gewinne vorgetäuscht. 

Er habe nach Bedarf Löcher in den unterschiedlichen Anlageprodukten gestopft. Er habe alles «derart raffiniert aufeinander abgestimmt», dass es den Kunden nicht möglich gewesen sei, eine Täuschung zu erkennen. M.S. habe ein «grosses Lügengebäude» aufgebaut – ein Schneeballsystem.

Auch BKB-Kundenbetreuer angeklagt

Die Staatsanwaltschaft hat 2500 Geschädigte ermittelt. 639 von ihnen haben sich als Privatkläger am Strafverfahren konstituiert. Die Anklageschrift umfasst 192 Seiten, mit Anhängen sogar 592 Seiten. Die Akten füllen insgesamt 448 Bundesordner.

Vor Gericht stehen zwei weitere Männer, die jedoch die Anschuldigungen zurückweisen. Es sind der 43-jährige Präsident des Verwaltungsrats der ASE und ein ehemaliger, 53-jähriger Kundenbetreuer der Basler Kantonalbank (BKB). Die BKB war die Depotbank der ASE. Die Kunden überwiesen ihr Geld auf ein BKB-Depot. Die ASE hatte die Vollmacht über die Konten. (SDA/stn)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?