Rund um die Welt findet man sie an Brücken, Geländern oder Gittern: die Liebesschlösser. Auch in der Schweiz erfreuen sich die kleinen Vorhängeschlösser mit den Namen der Verliebten längst grosser Beliebtheit. Doch im Kanton Solothurn hat man kein Verständnis für diese Liebesschwüre. Jetzt hat der Kanton kurzen Prozess gemacht.
An die 300 Liebesschlösser wurden kurzerhand mit dem Bolzenschneider von der Roten Brücke, die Solothurn und Zuchwil SO verbindet, entfernt. Die Aktion sorgt in den sozialen Medien für erhitzte Gemüter. In der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Solothurn wenn ...» sind sich die Kommentatoren einig: Unverständnis für das Handeln des Kantons steht im Vordergrund.
«Entweder sie gefallen oder stören»
Simon Amsler, Abteilungsleiter Kunstbauten im kantonalen Amt für Verkehr und Tiefbau, und seine Kollegen hatten die Liebesschlösser schon seit geraumer Zeit im Visier. Die ersten habe man vor rund fünf Jahren an der Roten Brücke gesichtet. Dann wurden es immer mehr. «Wir wollen das einfach nicht», so Amsler zur «Solothurner Zeitung».
Als Begründung für die Entfernung der Schlösser führt Amsler einen Vergleich zu Graffiti an: «Entweder sie gefallen oder stören.» Doch Liebe kennt bekanntlich Mittel und Wege. Und so haben Verliebte längst wieder angefangen, Liebesschlösser an der Roten Brücke anzubringen.
Unromantische 3470 Franken Busse in Venedig
Im Gegensatz zum Solothurnischen ist in der Stadt Zürich kein Katz-und-Maus-Spiel nötig. Denn die Stadt duldet diese Art der Liebesbekundung. Besonders beliebt bei Verliebten in Zürich: der Mühlesteg. «Er ist zu Zürichs Liebesbrücke geworden», sagt der Zürcher Stadtrat Filippo Leutenegger zu BLICK.
«Wir bleiben bei unserer liberalen Haltung. Der Steg hat wegen der Liebesschlösser keinerlei Schaden genommen und Liebespaare scheinen sich zu freuen», so Leutenegger. Auch wenn die Stadt durchaus zur Kenntnis genommen hat, dass die Zahl der Liebesschlösser in Zürich gestiegen ist. Reklamationen habe es deswegen schon lange keine mehr gegeben.
Ganz anders hingegen hält es Venedig: Dort besteht ein klares Verbot. Wer sich nicht daran hält, muss mit einer unromantischen Busse von umgerechnet rund 3470 Franken rechnen. Auch in Berlin besteht ein entsprechendes Verbot, doch mit einer Busse von höchstens 35 Euro – umgerechnet rund 40 Franken – ist das geradezu ein Schnäppchen. (rad)