Ladislav R.* (75) kann sein Glück kaum fassen. «Dass ich noch lebe, habe ich dem Lokführer zu verdanken», sagt der pensionierte Programmierer aus der Region Aarau zu BLICK. Denn: «Hätte er keine Vollbremsung gemacht, wäre ich wohl tot.»
Passiert ist der Unfall am Dienstag um 15.25 Uhr kurz vor der Haltestelle Uerkenbrücke in Oberentfelden AG. «Ich war im nahen Supermarkt, um mir einen Hydrokultur-Einsatz für eine Pflanze zu kaufen», sagt Ladislav R. «Ich wollte sie später zu Hause darin einsetzen.»
Rentner gibt zu, den Zug nicht gesehen zu haben
Doch dazu kommt es nicht. Als der Rentner den Laden verlässt, den Zebrastreifen der Aarauerstrasse überquert und über den kleinen Bahnübergang auf das Perron gehen möchte, passiert es. Er kommt laut ersten Erkenntnissen der Polizei zu Fall. «Ich kann mich nicht erinnern, es ging alles so schnell», so Ladislav R. zu dem fatalen Moment.
Sicher ist: Er liegt just in dem Moment auf dem Gleis, als von Aarau her ein Zug von «Aargau Verkehr» anrollt. Der Senior gibt zu: «Ich hatte den Zug zuvor nicht gesehen. Das war mein Fehler.»
Lokführer leitete eine Vollbremsung ein
Keinen Fehler machte offensichtlich der Lokführer. «Er leitete umgehend eine Vollbremsung ein», so die Polizei. Etliche Zeugen halten sich die Hände vors Gesicht, einzelne schreien.
Aber Ladislav R. hat Glück: er lebt! «Ich weiss nur noch, dass ich am Boden lag und der Zug über mir war», sagt er. Und: Er habe nicht aufstehen können. «Ich habe gesagt, dass die Lok ein wenig zurückfahren soll. Das hat sie dann gemacht.» Ein Mann sei danach zu ihm gekommen. Rasch sind auch eine Ambulanz und Polizeipatrouillen vor Ort. Ladislav R. wird verarztet und ins Spital gefahren.
Ladislav R. hatte keinen Alkohol im Blut
Inzwischen ist der gebürtige Prager, Witwer und zweifache Grossvater wieder daheim. Was hat er für Verletzungen? «Ich musste am Kinn genäht werden. Habe Schmerzen an den Händen und Knien», sagt er. «Zudem habe ich die linke Kieferhöhle gebrochen.» Operieren müsse man im Moment aber nicht.
Ladislav R. will erwähnt haben, dass er keinen Alkohol im Blut hatte. Das bestätigt die Polizei gegenüber BLICK. Und, so der Rentner: «Natürlich freue ich mich, dass ich noch hier bin. Denn Glück kann man sich nicht kaufen.» Der Dank gehöre dem Lokführer, der super reagiert habe.
Lokführer sieht sich nicht als Held
«Der Lokführer freut sich natürlich über das Dankeschön des Fussgängers und nimmt es gerne entgegen», so Erwin Rosenast von «Aargau Verkehr» zu BLICK. Jedoch möchte er nicht an die Öffentlichkeit. «Er sieht sich auch nicht als Held und hat lediglich seinen Job gemacht. So, wie es ganz viele Lokführerinnen und Lokführer in der Schweiz jeden Tag tun.»
* Name bekannt