Es ist Sonntag, kurz nach 15.15 Uhr. Die Sonne scheint. Ein weisser Audi TTS rast in irrwitzigem Tempo auf der A1 bei Spreitenbach AG in Richtung Zürich. Die Autofahrer, die überholt werden, schütteln nur den Kopf. Kurz darauf wird der 306-PS-Sportwagen von einer mobilen Radaranlage geblitzt – mit satten 211 km/h auf dem Tacho!
Tags darauf vermeldet die Kantonspolizei Aargau, dass sie einen «Raser aus dem Verkehr gezogen» habe. Er sei bei einer Geschwindigkeitskontrolle «mit stark übersetzter Geschwindigkeit» erfasst worden. Am Steuer: ein 23-jähriger Kroate.
91 km/h zu viel auf dem Tacho
BLICK-Recherchen zeigen nun: Der Lenker heisst Niko K.* und wohnt im aargauischen Bezirk Lenzburg. «Er will keine Stellung nehmen», sagt sein Bruder an der Haustür zu BLICK. Nur so viel habe ihm Niko gesagt: «Er habe einen Seich gemacht, es tue ihm leid. Es sei jugendlicher Leichtsinn gewesen.»
Jugendlicher Leichtsinn? Auf dem Streckenabschnitt, auf dem Niko K. geblitzt wurde, beträgt die erlaubte Höchstgeschwindigkeit 120 km/h. Niko K. fuhr also 91 km/h zu schnell. Deshalb hat die Staatsanwaltschaft Baden AG sogleich eine Strafuntersuchung nach Artikel 90 Absatz 3 des Strassenverkehrsgesetzes eröffnet – besser bekannt als Raserartikel.
Wagen beschlagnahmt
Nachdem die Kantonspolizei Niko K. ausfindig machen konnte und ihm den Führerausweis abgenommen hatte, ordnete die Staatsanwaltschaft zudem die Beschlagnahmung des Fahrzeugs an. «Es ist sein Audi», sagt der Bruder von Niko K. und ergänzt: «Er hat hart dafür gearbeitet und wird ihn sicher wieder erhalten.»
Ob sein Bruder zum ersten Mal beim Rasen erwischt wurde, will der Bruder von Niko K. nicht beantworten. Nur noch so viel: «Es geht ihm nahe, er hat geweint. Dennoch werden wir ihn in der Familie jetzt sicher nicht mit Samthandschuhen anpacken.» Ausserdem werde Niko K. für das geradestehen, was er getan habe.
Niko K. drohen ein bis vier Jahre Knast
Arbeiten tut der Kroate bei einer Firma im Bezirk Zofingen. Dort hat er seine Raserfahrt offenbar gebeichtet. Denn auch da heisst es: Niko K. wolle nichts sagen. Auch seine Chefs wollen sich nicht äussern, es sei «seine private Angelegenheit».
Im Internet präsentiert sich Niko K. als Audi-Fan: am Steuer, kniend am Vorderrad oder beim Einsteigen in seinen glänzenden Wagen. Jetzt ist der Lack ab: Audi und Billett sind weg. Und auch die Fotos mit seinem Wagen hat der Kroate inzwischen gelöscht.
Sollte Niko K. wegen des Raserartikels verurteilt werden, droht ihm der definitive Einzug seines Autos. Zudem: ein bis vier Jahre Knast.
* Name geändert