Eine Intervention der Kantonspolizei Aargau läuft am Montagabend völlig aus dem Ruder: Die Beamten rücken zu einem vermeintlich gewalttätiger Familienvater (38) aus. Während des Gesprächs mit den Polizisten springt der Kosovare vom Balkon des 3. Stocks– und verletzt sich schwer.
Ein BLICK-Leserreporter aus der Nachbarschaft wird Zeuge des Unglücks: «Ich sah, wie der Mann im Gebüsch unter dem Balkon lag. Er regte sich nicht mehr.»
Die Intervention ausgelöst hat ursprünglich die Ehefrau des Verletzten. Um 16 Uhr wählt sie den Notruf und meldet, ihr Mann habe sie und ihre Kinder geschlagen. Die Polizei rückt zum Mehrfamilienhaus an der General-Herzog-Strasse in Lenzburg aus. Bereits zum zweiten Mal. «Im Herbst 2019 gab es bereits ein Einsatz wegen häuslicher Gewalt bei dieser Familie», sagt Bernhard Graser, Sprecher der Kantonspolizei Aargau, zu BLICK.
«Plötzlich stieg er auf die Brüstung»
Doch bei jenem ersten Einsatz sei es nur um Tätlichkeiten gegangen. Man habe daher nicht damit gerechnet, dass der Mann gegenüber den Beamten gewalttätig werden würde.
Als die Polizisten die Wohnung betraten, sei der Aggressor zunächst noch ruhig und kooperativ gewesen. Doch plötzlich eskaliert die Situation. Der Familienvater zückt ein Messer und hält es sich an die Kehle. «Die Polizei hat daraufhin versucht, ihn verbal zu beruhigen», so Graser.
Erfolglos – der Mann geht auf den Balkon, das Messer weiterhin in der Hand. Graser: «Im Gespräch liess er sich zunächst noch beruhigen, verliess den Balkon auch wieder. Doch auf einmal ging er wieder raus und stieg auf die Brüstung.»
Kosovare braucht Not-OP
Man habe weiterhin auf ihn eingeredet. Die brenzlige Szene habe etwa 15 Minuten gedauert. Dann lässt sich der Kosovare in die Tiefe fallen. Völlig unvermittelt. Beim Sturz aus fast acht Metern Höhe zieht er sich erhebliche Verletzungen zu. Die Ambulanz bringt ihn ins Spital, wo er operiert werden muss.
Laut Graser schwebt der Verletzte nicht in Lebensgefahr. Die Ehefrau sowie die Kinder blieben unverletzt. Die Hintergründe und die Motive des Mannes sind noch unklar. Die Staatsanwaltschaft Lenzburg-Aarau hat eine Strafuntersuchung eröffnet.
Jährlich interveniert die Kantonspolizei Aargau bei rund 1500 Meldungen zu häuslicher Gewalt. Das zeigt eine Statistik von 2018. Solche Fälle seien meist schwer einzuschätzen, sagt Graser. «Dieser Vorfall zeigt exemplarisch, wie schnell die Situation unverhofft eskalieren kann.» (hah/man)
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