Am 21. Februar 2013 kam die ungarische Prostituierte M. R.* mit dem Zug aus Budapest in Zürich an. Am gleichen Abend stand die Frau bereits auf dem berüchtigten Oltner Strassenstrich. Ihr Zuhälter war kein brutaler Mann, sondern ihre ehemalige Kollegin Anna, die nun über ihr Leben bestimmte. Agiert wurde aus einem Wohnblock im Oltner Osten.
Mit László Ó.*, ihrem eigenen Zuhälter, hatte sie sich ihre Landsfrau in die Schweiz geholt. Sogar der Vater des Opfers, ein Roma, war für ein paar Hundert Franken mit im Boot. Fortan durfte M. R. keinen Schritt mehr unbeaufsichtigt tun. Ihr Arbeitsort wurde zwischenzeitlich in den Zürcher Kreis 4 verlagert.
Anna bestimmt über alles
Gemäss Anklage rekrutierte Anna die Freier, bestimmte Preis und Zeit, die M. R. für sexuelle Dienstleistungen zur Verfügung hatte. Damit sie Schweizer Kunden besser gefiel, färbte ihr die Zuhälterin die Haare blond. Trotz kalter Witterung musste die Sex-Sklavin leichte, aufreizende Kleidung tragen.
Und: Selbst wenn M. R. krank war, musste sie sieben Tage die Woche anschaffen. Das Zuhälterpaar verlangte tägliche Mindesteinnahmen von 500 Franken. An Wochenenden das Doppelte. Das Geld wurde der Frau sogleich abgenommen – ihr blieben nur Almosen. Tat sie nicht wie befohlen, setzte es von ihrer Peinigerin Schläge und Ohrfeigen.
Gestern wurde die geständige Zuhälterin vom Zürcher Bezirksgericht wegen Förderung der Prostitution und Ausweis-Fälschungen mit 30 Monaten Gefängnis verurteilt. Davon muss Anna ein Jahr absitzen, die Reststrafe ist auf Bewährung ausgesetzt. Die Untersuchung gegen Mitpeiniger László Ó. ist noch hängig. Der Fall war aufgrund polizeilicher Beobachtungen und späterer Überwachungsmassnahmen aufgeflogen.
*Namen der Redaktion bekannt