Reto Huber (46) ist die Lust auf Politik vergangen. Der CVP-Einwohnerrat der Stadt Baden AG, grösster Gegner des umstrittenen Grünen Stadtammanns Geri Müller, tritt nach zehn Jahren von seinem Amt zurück.
Mit «grosser Ernüchterung» habe er feststellen müssen, dass die Situation um Müller, der im vergangenen Sommer mit seiner Nackt-Selfie-Affäre für landesweites Aufssehen sorgte, «von vielen Personen einfach hingenommen wird», sagte Huber der «Aargauer Zeitung» (AZ).
Dass überall geschwiegen werde, sei nicht nur unehrlich, sondern auch verantwortungslos der Stadt Baden gegenüber. «Und ich ertrage dieses Schweigen nicht mehr», so Huber.
«Klare Verhältnisse»
In seinem Rücktrittsschreiben betont der Fraktionschef der CVP, dass sein Vertrauen in das politische Baden seit einem halben Jahr enorm gelitten habe. «Wenn ich von anderen klare Schritte und Verhältnisse fordere, so gilt dies auch für mich». Konsequenterweise verlasse er deshalb die Legislative der Aargauer Kleinstadt.
Laut der AZ ist Huber bereits das dritte profilierte Mitglied, das dem Einwohnerrat innert kürzester Zeit den Rücken kehrt.
Huber hatte im Nachgang des «Gerigate» genannten Skandals um den Stadtammann den Rücktritt des gesamten Badener Stadtrats verlangt, weil die Bevölkerung das Vertrauen in das Gremium verloren habe. Der Stadtrat wollte von dieser Forderung aber nichts wissen.
Der CVP-Politiker stellte in der AZ nun aber klar, dass er sich keineswegs wegen dessen Affäre auf Müller eingeschossen habe. Er habe schon zuvor darauf hingewiesen, dass bei der Stadt einiges schieflaufe.