Werner Fricker (75) aus Rickenbach SO nimmt allen Mut zusammen – und redet erstmals über den schrecklichen Unfall, den er verursacht hatte. Er ist der Rentner, der letzte Woche Rinesa Krasniqi (15) auf einem Fussgängerstreifen in Hägendorf angefahren hat. «Es tut mir furchtbar leid!», sagt Fricker zu BLICK. «So etwas wird mir nie mehr passieren.»
Es geschah am 3. Dezember gegen 17.15 Uhr: Rinesa kam von der Schule und wollte über den Zebrastreifen zur Bushaltestelle. «Als ich sah, dass ein Wagen noch bei der nächsten Kreiseleinfahrt war, habe ich gedacht: Jetzt kann ich rüberlaufen», sagte die Schülerin zu BLICK.
Doch Fricker erfasste Rinesa mit seinem schwarzen Kombi. Sie flog durch die Luft, wurde am Becken, der Wirbelsäule und am Kopf verletzt und erlitt schmerzhafte Prellungen. Sie war sich sicher, dass der Autofahrer «zu schnell fuhr».
Der Rentner machte noch eine Vollbremsung
Nur: Fricker sieht das anders. Er habe, bevor er in den Kreisel fuhr, noch einen LKW durchgelassen. «Dann fuhr ich los. Dabei hat mich von der Seite ein Auto geblendet, als ich rechts aus dem Kreisel fuhr.» Und er sagt: «Ich bin nur 10 bis 15 Stundenkilometer gefahren.» Da sei Rinesa auf den Fussgängerstreifen gelaufen. «Ich habe eine Vollbremsung gemacht und das Mädchen dummerweise erwischt.»
Der Senior sagt, er habe ein paar Meter weiter angehalten. Dann habe er das Mädchen am Boden liegen sehen. Er bestätigt die Aussage von Rinesa, dass er nicht zu ihr hinging – offenbar war er überfordert. «Sie bewegte sich nicht mehr. Ich wusste nicht, was genau war», sagt er immer noch tief betroffen. Er habe dann gewollt, dass sofort eine Ambulanz kommt.
«Fussgänger müssen halt auch schauen»
Er selber sei dann von der Polizei weggeführt und befragt worden. «Klar bin ich schuldig», so Fricker. Er hadert: Ein Unfall mit einem Menschen sei ihm in fast 40 Jahren hinter dem Steuer noch nie passiert. Fricker mahnt aber auch: «Fussgänger müssen halt auch schauen, bevor sie über einen Fussgängerstreifen laufen. Am Ende sind aber eh immer die Autofahrer schuld, wenn so etwas passiert.»
Fricker findet die Stelle beim Kreisel in Hägendorf «blöd». Wenn man Richtung Olten SO rausfahre, komme unmittelbar dieser Fussgängerstreifen. «So schnell, dass man fast nicht mehr reagieren kann, wenn jemand rausläuft.» Wie bei Rinesa. «Ich habe mit der Vollbremsung wirklich noch mein Möglichstes getan. Aber leider habe ich sie mit der Haube erfasst.»
Unfallfahrer will sich noch bei Opfer persönlich entschuldigen
Auch der Senior findet – wie Rinesa –, dass Zebrastreifen generell viel zu nahe an Kreisel gebaut werden. «In Zukunft wird es für mich immer ein schlimmes Gefühl sein, wenn ich einen Kreisel verlasse», sagt er. Er werde nun immer sehr gut schauen und länger warten, bevor er wieder rausfahre. «Auch wenn die hinter mir warten müssen.»
Der Unfallfahrer möchte sich auch noch bei Rinesa persönlich entschuldigen und ihr etwas schenken – was Rinesa zunächst noch abgelehnt hatte. «Sie und ihre Eltern sind nun offenbar bereit dazu. Das finde ich schön», so Fricker.
«Hat mir sehr weh getan»
Schliesslich hofft Fricker, dass er seinen Führerausweis nicht abgeben muss. Er müsse schliesslich noch Auto fahren können, um mit kleinen Jobs einen zusätzlichen Batzen zur Rente hinzuzuverdienen – damit er sich und seine 86-jährige Freundin «durchbringen» könne. «Im Moment habe ich das Billett noch. Aber man weiss nie, was die Behörden entscheiden.»
Den Unfall mit Rinesa wird Werner Fricker nie vergessen: «Das Ganze beschäftigt mich sehr und hat mir sehr weh getan. Auch heute noch.»