Der rechte Unterarm und die rechte Hand sind dick eingebunden. Trotzdem kann René Schindler (47) noch grinsen, als BLICK ihn im Spital besucht. «Es ist zum Glück nichts Schlimmeres passiert. Ich habe einfach eine grosse Fleischwunde erlitten», sagt er. Und ergänzt: «Es sind auch noch alle Finger dran.»
Schindler hatte tatsächlich grosses Glück. «Glück im Unglück», wie er selber sagt. Am letzten Freitag wurde der Kanonier beim historischen Gefecht anlässlich des Zofinger Kinderfests auf dem Heitere verletzt.
Es passierte beim Nachstopfen
Das traditionelle Gefecht hatte kurz vor 15 Uhr gerade erst begonnen, als Schindler nach einem erfolgreichen ersten Schuss den zweiten nachladen wollte. Da passierte es. «Es dürfte beim Nachstopfen einer Kanone zu einer Nachzündung gekommen sein», sagt Polizeisprecher Roland Pfister.
Zum Unfall selber möchte Schindler wegen der von der Staatsanwaltschaft eröffneten Strafuntersuchung nichts sagen.
Entzündeten Glutreste das neue Pulver?
Doch offenbar steht die Frage im Raum, ob das Kanonenrohr nach dem ersten Schuss vollkommen gereinigt wurde. Oder, ob aus Versehen noch Glutreste drin waren, die beim Nachstopfen das neu eingeführte Schwarzpulver entzündeten. Der Stöpsel, der zum Nachladen verwendet wurde, soll laut Augenzeugen weit über 100 Meter über den Heiternplatz geflogen sein. Zum Glück wurde dabei niemand verletzt.
Sicher ist: Schindler, ein gelernter Metallbauschlosser und derzeitiger LKW-Chauffeur, ist ein erfahrener Mann. «Ich bin schon seit über 20 Jahren bei den Kadetten Zofingen und als Kanonier beim Kinderfest dabei», sagt er. «So etwas ist mir und den Helfern noch nie passiert.»
Schindler half mal einem Bauern
Schindler ist zudem auch seit über 20 Jahren bei der Feuerwehr und weiss nur zu gut, was zu tun ist, wenn es brennt – oder Hilfe benötigt wird. So schenkte er etwa in seiner Funktion als SVP-Politiker nach seiner Wahl in den Zofinger Einwohnerrat zusammen mit Parteikollegen die Strohballen, die sie als Wahlwerbeplakate genutzt hatten, kurzerhand einem örtlichen Bauern. Dies, nachdem der Landwirt bei einem Brand seinen Hof samt Wohnhaus verloren hatte.
Jetzt war Schindler selber froh um die rasche Hilfe. Nachdem er bei der Nachzündung am Unterarm verletzt worden war, brachten ihn Regionalpolizisten sofort ins Spital. Sie haben damit wahrscheinlich eine noch schlimmere Verletzung verhindert. «Ich wurde bereits operiert», sagt Schindler. «Es geht mir eigentlich gut. Ich hoffe, dass ich bald wieder nach Hause darf.»
Kanone wurde sichergestellt
Die Kanone wurde noch während des Gefechts von der Wiese geholt und sichergestellt. Zudem waren schon am Freitagnachmittag Fachleute vom Forensischen Institut Zürich vor Ort.
René Schindler hat davon nichts mehr mitbekommen. Im Wissen, dass es viel schlimmer hätte enden können, sagt er uneigennützig: «Zum Glück wurde nur ich verletzt.»