Amok-Alarm in Büren SO: Ex-Schüler Maurice B.* (17) marschiert am Mittwochmittag mit Pistole und Messer bewaffnet auf das Schul-Areal des Oberstufenzentrums Dorneckberg.
Auf dem Pausenplatz nimmt er den Oberstufenschüler Amir E.* (16) ins Visier. Dass Mitschüler von E. ebenfalls anwesend sind, lässt Maurice B., der bis vor einem Jahr selbst dort zur Schule ging, unbeeindruckt. «Er kam einfach zu mir und hat die Pistole ganz offen gezeigt», sagt Amok-Opfer Amir E. zu BLICK. Es folgen bange Minuten.
Maurice B. pöbelt Amir E. an – die Lage spitzt sich weiter zu. Der Bewaffnete droht seinem Opfer: «Ich schiess dir eine Kugel in den Kopf.» Trotz der beängstigenden Situation gelingt es E., dem Amok-Teenager die Waffe aus der Hand zu schlagen. Noch ist die Gefahr aber nicht gebannt, denn B. zückt ein Messer, ergreift dann aber plötzlich die Flucht.
«Ich bin dankbar, dass nichts passiert ist»
Zum Zeitpunkt der Tat ist Oberstufen-Schulleiterin Regula Meschberger (66) in ihrem Büro. Die betroffenen Schüler alarmieren sie sofort nach dem Vorfall. «Da eine Waffe im Spiel war, musste ich die Polizei rufen», sagt die Schulleiterin zu BLICK. Danach sei alles ganz schnell gegangen. Ein Grossaufgebot der Kantonspolizei Solothurn und der Kantonspolizei Baselland rückt aus. Das gesamte Schul-Areal wird abgesperrt.
«Das Vorgehen der Polizei war hochprofessionell», sagt Meschberger. Alle Schüler wurden in der Turnhalle versammelt. Das rasche Handeln der Beamten habe dazu beigetragen, dass es keine Panik gegeben habe. «Ich bin dankbar, dass nichts passiert ist», sagt Meschberger.
Rund drei Stunden dauerte der Einsatz. Dann gelang es der Polizei, den Angreifer zu schnappen. Er wurde für weitere Abklärungen auf einen Polizeiposten mitgenommen.
Es ging um Schulden zwischen 20 und 50 Franken
Einen derartigen Vorfall habe es an der Schule noch nie gegeben. Für die Schüler und Lehrer wurde am Tag nach der Tat eine Informationsveranstaltung angesetzt. «Es ist mir wichtig, dass alle die gleichen Informationen haben. Jugendliche die sich Sorgen machen oder Angst haben, werden wir Unterstützung anbieten», sagt die Schulleiterin. Der Schulbetrieb wurde wieder aufgenommen.
Auslöser für den Einsatz war laut der Kantonspolizei Solothurn ein «Konflikt». Laut Amir E. ging es um Geld – ein Betrag zwischen 20 und 50 Franken. Doch der Schüler beteuert, dass er die Schulden beim Täter längst bezahlt habe. Warum Maurice B. gegenüber Opfer Amir E. die angeblichen Schulden dennoch als Motiv für seine Tat angab, ist unklar.
Bei Amir E. sitzt der Schock auch am Tag nach der Tat noch immer tief: «Als er die Waffe gezeigt hat, habe ich Angst bekommen.» Doch E. ist auch erleichtert: «Zum Glück wurde niemand verletzt.»
Polizei durchsucht Holzbracke in Wald bei Büren
BLICK besucht auch die Pflegemutter (35) von Maurice B.. «Er kam erst vor drei Wochen zu mir und hat eigentlich keine Probleme gemacht», sagt sie zu BLICK. Dennoch ist sie erschüttert: «Ich war überrascht, als ich erfahren habe, was Maurice gemacht haben soll.» Der Schul-Amok war schon in jüngeren Jahren ein Problemkind. Letztlich kamen seine leiblichen Eltern mit ihm nicht mehr zurecht, weswegen er in Pflegefamilien untergebracht wurde.
Am Donnerstagmittag taucht die Polizei bei Maurices Pflegemutter auf. Kurz darauf durchsuchen die Ermittler rund 100 Meter vom Haus entfernt zwei Hütten im angrenzenden Wald. Nach rund einer halben Stunde wird man in einer der Holzbaracken fündig. Die Ermittler stellen einen Gegenstand sicher, packen ihn in eine weisse Papiertüte. Ob es sich dabei um das Messer von Maurice B. handelt, ist unklar.
Auf Anfrage von BLICK bestätigt die Kantonspolizei Solothurn, dass erste Einvernahmen im Gange sind. Die zuständige Jugendstaatsanwaltschaft hat eine Strafuntersuchung gegen Amok-Teenager Maurice B. eingeleitet.
*Namen geändert