Im Brandhaus von Solothurn haben sich in der Nacht auf Montag schreckliche Szenen abgespielt. Dichter Rauch, Flammen, Schreie. Über 20 Menschen kann die Feuerwehr vor dem tödlichen Qualm in letzter Minute retten. Doch sechs Menschen überleben das Inferno nicht. Am Tag danach wird langsam klar, was sich in der Wengistrasse 40 ereignet hat.
In der Brandnacht irrte eine junge Frau, die ebenfalls im betroffenen Haus wohnte, auf der Strasse herum. Mehrere Anwohner berichten BLICK: Sie soll erzählt haben, dass sie mit einer brennenden Zigarette eingeschlafen sei – und dadurch das Feuer verursacht habe.
Jenny S. fiel ihren Nachbarn schon vorher auf
Sicher ist: Die Polizei nimmt bereits am Morgen nach dem Drama eine Person fest. Am selben Nachmittag wird mitgeteilt, dass «unsachgemässer Umgang mit Raucherwaren» zum Brand geführt habe. Gestern kommunizierte die Staatsanwaltschaft, dass ein Strafverfahren eröffnet und die Person in Haft gesetzt worden sei. BLICK-Recherchen zeigen: Es ist Jenny S.*, die seit dem tödlichen Inferno hinter Gittern sitzt. Der schlimme Verdacht: Hat ihre Zigarette sechs Menschenleben gekostet?
Die junge Frau wohnt laut Anwohnern seit mehreren Jahren in der Erdgeschosswohnung des Brandhauses. Immer wieder fiel sie auf. «Sie stand oft am Fenster – in der einen Hand ein Bier, in der anderen eine Zigi», sagt eine Nachbarin zu BLICK. Es sei bekannt gewesen, dass Jenny S. psychische Probleme hatte und einen unsteten Lebenswandel führte.
Zwei Familien schwer betroffen
Gestern wurde zudem bekannt, dass der Brand zwei Familien besonders schlimm getroffen hat. Das eritreische Elternpaar Tadesse G.* und Mariam P.* starben beim Inferno. Auch für eine ihrer beiden Töchter kam jede Hilfe zu spät. Lange galt sogar die ganze vierköpfige Familie als vermisst. Nun ist klar: Eine der beiden Töchter überlebte das Drama. Sie liegt in kritischem Zustand im Spital – als Vollwaise.
Genauso hart traf es eine fünfköpfige Familie aus Äthiopien. Auch hier kamen Mutter und Vater sowie eines der Kinder ums Leben. Zwei weitere Kinder überlebten – auch sie sind nun Waisen. Eines der überlebenden Kinder ist das Baby, das die verzweifelte Äthiopierin aus dem 3. Stock in die Arme von Retter Abdul Karem (21) geworfen hatte. Während die Mutter nach ihrem Sprung aus dem Fenster verstarb, liegt das Baby derzeit verletzt im Spital. Ob sein Gesundheitszustand stabil ist, will die Kantonspolizei Solothurn nicht kommunizieren. Aber Polizei-Sprecher Bruno Gribi macht Hoffnung: «Das Baby dürfte nach derzeitigen Erkenntnissen überleben.»
* Namen geändert