Horror-Bilanz
Schwarzer Mai im Aargau - 1 Monat, 17 Tote

Letzten Monat verloren im Aargau 17 Menschen bei Unfällen oder Tötungsdelikten ihr Leben – sechs Mal so viele Opfer wie im April. Für die Einsatzkräfte und Polizei bedeutet das viel Arbeit, aber zum Glück ist das nicht jeden Monat so.
Publiziert: 01.06.2015 um 09:46 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:44 Uhr
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Unterwegs am Fluss: Cyrill († 2) fällt in Windisch in die Reuss. Er wird tot beim Aare-Wasserkraftwerk Döttingen gefunden.
Foto: TOINI LINDROOS
Von Ralph Donghi

Die Einsatzkräfte im Aargau kamen im letzten Monat nicht zur Ruhe. Vergangenen Mittwoch mussten sie schon wieder zu einem Todesfall ausrücken. In Wohlen starb Ildo P.* († 62). Der Hauswart wollte mit einem Kipper Grünzeug wegfahren, geriet aus ungeklärten Gründen ins Schleudern und stürzte in ein Wasserrückhaltebecken. Reanimationsversuche blieben erfolglos (BLICK berichtete).

Ausser Ildo P. starben im Mai laut den Mitteilungen der Kantonspolizei Aargau 16 weitere Menschen bei Unfällen oder Tötungsdelikten (siehe Box). Im Schnitt gab es mehr als jeden zweiten Tag einen Toten. Ein Blick in den Vormonat zeigt: Im April gab es bei Unfällen drei Tote und keinen Mord – also fast sechs Mal weniger Opfer.

Besonders schwer zu Buche schlugen im Mai ein Silounfall in Mellikon mit zwei Toten und das Drama von Würenlingen mit fünf Opfern. Semun A.* († 36) erschoss am 9. Mai zuerst seine Schwiegereltern und seinen Schwager. Danach tötete er einen von deren Nachbarn und sich selbst (BLICK berichtete).

«17 Tote in einem Monat sind schon aussergewöhnlich viele», bestätigt Polizeisprecher Max Suter. Aber dies sei sicher eine Ausnahme, ein reiner Zufall. Und zum Glück nicht jeden Monat so.

Kamen die Aargauer Einsatzkräfte wegen der zahlreichen Horrorvorfälle an ihre Grenzen? Schliesslich müssen sie sich auch noch mit anderen ­Todesfällen befassen. Etwa, wenn ältere Leute nach längerer Zeit leblos in der Wohnung gefunden werden und die Todesumstände unklar sind. Oder wenn die Beamten mit Suiziden konfrontiert werden.

«Natürlich bescheren uns solche Unfälle und Tötungsdelikte viel Arbeit. Auch in der Rechtsmedizin war mehr zu tun als üblich», sagt Suter. Aber: «Es ist unser Job, für die Staatsanwaltschaften, die Gerichte und die Angehörigen die Fälle professionell abzuschliessen.» Auch in anderen Jobs müsse man ab und zu Überstunden machen. «Bei so schweren Delikten ist das für alle selbstverständlich.»

Oft treffe es bei einer Häufung von Toten die gleiche ­Pikett-Spezialistengruppe, die vor Ort müsse. «Doch dies kann ein Vorteil sein, weil man eine eingespielte Truppe ist.»

Es sei möglich, dass der Juni genauso weitergehe wie der Mai. Es könne aber auch ein ruhiger Monat folgen, so Max Suter. «Man weiss nie, was kommt. Gerade dies macht die Arbeit als Polizist so spannend.»

* Namen der Redaktion bekannt

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