Es ist schon nach Mitternacht, als in der Nacht auf Sonntag die Stadtpolizei Grenchen SO, die Kantonspolizei Solothurn und mehrere Vertreter des kantonalen Amtes für Arbeit und Wirtschaft bei der Baracoa-Bar in Grenchen SO vorfahren. Sie haben laut BLICK-Recherchen eine Meldung erhalten, dass sich im Lokal der langjährige Wirt Onur T.* (53) aufhalten soll – obwohl der Türke eigentlich unter Corona-Selbstquarantäne steht.
Und tatsächlich: Die Beamten finden Onur T. in seiner Bar vor. Er soll laut BLICK-Informationen überrascht über den Polizeieinsatz gewesen sein und gesagt haben, dass er ja in Quarantäne sei. Zwei seiner Mitarbeiter wurden ebenfalls angetroffen. Sie sollen ausgesagt haben, dass ihr Chef gewollt habe, dass sie arbeiten. Gegenüber BLICK bestreitet dies die Angestellte Alina (31): «Ich und mein Arbeitskollege waren erstens nicht in Quarantäne und hatten zweitens an dem Abend keinen Kontakt mit unserem Chef. Wir waren lediglich auf der Terrasse am Aufräumen.»
Anzeige gegen Wirt und Lokal geschlossen
Sicher ist: Die Polizei eröffnet noch vor Ort eine Anzeige gegen Onur T. Und das Amt für Arbeit und Wirtschaft schliesst das Lokal vorübergehend. Gäste sollen sich keine mehr im Lokal aufgehalten haben.
BLICK erreicht Onur T. am Sonntag telefonisch. Er bestätigt: «Ja, ich war in Quarantäne. Aber nicht, weil ich Corona hatte. Sondern, weil ich am Parktheater-Anlass in Grenchen war, wo ein Superspreader unterwegs war.» Diese Person sei im Übrigen nicht ein Mann, sondern eine Frau gewesen, die auch mal in seiner Bar war.
Warum blieb er denn nicht wie angeordnet zu Hause? «Ich ging ja nur kurz am Morgen in die Bar und tagsüber in den Keller des Lokals.» Dennoch räumt Onur T. nun ein: «Es war schon ein kleiner Fehler von mir. Und es ist mir eine Lehre.»
Kanton bestätigt BLICK die Schliessung
Ein Sprecher der Solothurner Staatskanzlei bestätigt BLICK, dass ein Lokal in Grenchen geschlossen wurde.
Der Grenchner Stadtpräsident François Scheidegger (58, FDP) ist schockiert. «Ich bin bestürzt darüber, dass es nach wie vor Menschen gibt, die sich querstellen und trotz Anweisung nicht zu Hause bleiben.»
Doch dies ist nicht sein einziger Ärger. «Zudem ist es ein Unding, dass die Polizei keine Listen vom Kantonsarzt erhält, welche Personen aktuell unter Corona-Quarantäne stehen», so Scheidegger. «Die Polizisten an der Front können somit in einer Anfangsphase einer Kontrolle gar nicht wissen, ob eine Person unter Quarantäne steht oder nicht. Diesbezüglich ist dringend handlungsbedarf.»
* Name geändert