So parkt ein Lastwagenchauffeur rückwärts
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Problematik toter Winkel:So parkt ein Lastwagenchauffeur rückwärts

Giezendanner-Chauffeur von LKW erdrückt – jetzt spricht sein Vater Ueli A.
«Heckkamera hätte Andi wohl das Leben gerettet»

Brauchen LKW Heckkameras, damit so ein tödlicher Unfall wie bei der Giezendanner Transport AG verhindert werden kann? Im BLICK spricht der Vater des getöteten Chauffeurs Andreas A. (†27) über die möglichen Lebensretter.
Publiziert: 09.11.2018 um 01:34 Uhr
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Aktualisiert: 14.11.2018 um 22:59 Uhr
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Foto: Blick Grafik
Ralph Donghi

Der tödliche Unfall bei der Giezendanner Transport AG in Rothrist AG sorgt unter Chauffeuren für heisse Diskussionen. Die Frage ist: Braucht es Heckkameras an den Lastwagen, um solche Unfälle in Zukunft verhindern zu können?

Eine Frage, die sich auch die Angehörigen von Andreas A.* (†27) stellen, nachdem der Chauffeur von seinem Kumpel Max G.* (30) an die Rampe gefahren wurde und elf Tage später starb.

«Was soll ich dazu sagen?», fragt Ueli A.* (57), der Vater des Verstorbenen, als BLICK ihn daheim im Kanton Solothurn besucht. «Klar, eine Heckkamera hätte Andi wohl das Leben gerettet», sagt er. Aber: «Warum das damals ganz genau passiert ist, hat niemand gesehen.» Fakt sei lediglich, dass der Aufleger seinen Sohn an die Rampe gedrückt habe.

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Eine schlimme Zeit für die Angehörigen

Ueli A., der selber in der Branche arbeitet, erinnert sich gut an den verhängnisvollen 14. Juli 2016. «Es war irgendwann vor 17 Uhr, als ich ein Telefon von der Polizei erhielt, dass Andi einen schweren Arbeitsunfall hatte.» Sein Sohn sei da bereits mit der Rega ins Spital geflogen worden.

«Es war alles schlimm für uns Angehörigen», so Ueli A. «Wir gingen jeden Tag zu Andi ins Spital. Elf Tage lang. Doch er war nie mehr richtig ansprechbar.» Am Ende hätten sie entschieden, dass man die lebenserhaltenden Maschinen abstellt. «Es war aussichtslos. Andi war zu schwer verletzt.»

Andreas A. hatte seine Berufung gefunden

Sein Sohn habe nach der Schule zwar eine Lehre als Maler abgeschlossen. Nach der RS, in der er Fahrer war, habe er schon bald den Wunsch gehegt, Lastwagen-Chauffeur zu werden. «So konnte er Anfang 2016 die Ausbildung bei Giezendanner beginnen», sagt Ueli A. «Das hat Andi sehr gefreut. Er hatte seine Berufung gefunden.»

Andi war aufgestellt, sportlich, hilfsbereit. Plante mit seiner Freundin die Zukunft. Ueli A. weiss nicht, ob sein Sohn beim Unfall unvorsichtig war. Oder ob man dem Chauffeur einen Vorwurf machen kann. Er weiss auch nicht, ob ein Einweiser das Drama verhindert hätte.

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Nicht Partei des Prozesses – «dem Frieden zuliebe»

Aber für Ueli A. ist klar: «Es hätte nicht sein müssen, dass das Gericht den Chauffeur wegen fahrlässiger Tötung zu einer hohen Geldstrafe verurteilt hat. Er ist schon genug gestraft.»

Schlussendlich hätten er, seine Ex-Frau und ihre beiden anderen erwachsenen Kinder entschieden, nicht Partei des Prozesses zu sein. «Dem Frieden zuliebe.» Denn: Max G. habe Andi sogar ausgebildet, sie seien Freunde gewesen. «Was hätte es gebracht, wenn wir auch noch gegen den Chauffeur vorgegangen wären?», fragt Ueli A. Und antwortet sich selber: «Nichts. Denn Andi kommt so oder so nicht zu uns zurück.»

* Namen bekannt

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