Getöteter Säugling im Rhein
War es ein Schweizer Baby?

Das Kind kam Mitte Mai auf die Welt. Lebend. Kurz darauf wurde es getötet und in den Rhein geworfen. Von wem? Und wo? Die Ermittler stehen vor einem Rätsel. Jetzt soll die Sendung «Aktenzeichen XY... ungelöst» helfen.
Publiziert: 22.06.2015 um 18:35 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 22:38 Uhr
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Der Fundort: Hier beim Stauwehr Dogern (D) wurde das Baby entdeckt.
Foto: ZVG
Von Ralph Donghi

Morgen ist es vier Wochen her seit dem grausigen Fund. Am 27. Mai entdeckte ein Angestellter beim Stauwehr Dogern (D) nahe der Schweizer Grenze ein totes Baby im Treibgut. Bis heute fehlen von Mutter oder Vater des kleinen Mädchens jede Spur.

Sicher ist: Das Kind wurde nicht tot geboren, sondern getötet. Einen Tag nach der Geburt, gut zwei Wochen vor dem Fund. Die genaue Todesursache ist unklar. Es könnte erstickt worden sein. Oder es wurde lebend in den Rhein gelegt und ertrank dann. Möglicherweise in der Schweiz.

Das Baby hatte eine weisse Hautfarbe und europäische Gesichtszüge. Es war nackt, wies keine Schuss- oder Würgeverletzungen auf. Und man fand keine Gegenstände am oder beim Kind. Die Arbeit der zuständigen Ermittler von Waldshut-Tiengen (D) gestaltet sich äusserst schwierig. Auch, weil das Baby so lange im Wasser lag. Die deutsche Polizei arbeitet nun intensiv mit ihren Aargauer Kollegen zusammen. «Wir ermitteln parallel wegen Verdachts auf ein vorsätzliches Tötungsdelikt», bestätigt Sandra Zuber, Sprecherin der Aargauer Staatsanwaltschaft. Man sei mehreren Hinweisen nachgegangen, «eine heisse Spur ergab sich jedoch nicht».

Thomas Knecht (56), leitender Arzt im Psychiatrischen Zentrum Herisau, wundert das nicht: «Es ist gut möglich, dass der Täter oder die Täterin genau das wollte: Keine Spuren hinterlassen und auch nicht gefunden werden.» War es eine verzweifelte Mutter? Der Experte nennt mehrere Gründe, warum eine Mutter ihr Neugeborenes loswerden will. Es könne sein, dass es einen unbekannten Vater gibt, sie die Schwangerschaft verheimlichte, dass das Kind behindert zur Welt kam. Oder es passt nicht in ihre momentane Lebenssituation und der Vater könnte gar Mitwisser sein. Knecht: «Auf jeden Fall gehe ich bei der Mutter davon aus, dass sie psychische Probleme hatte und noch hat. Sie hätte Hilfe annehmen müssen. Oder sollte es sicher jetzt tun.»

Morgen berichtet die TV-Sendung «Aktenzeichen XY ... ungelöst» (20.15 Uhr, live im ZDF) über die mysteriöse Babyleiche. Die Ermittler hoffen, dass sie dadurch zu neuen Erkenntnissen kommen.

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