Die Gemeinde Spreitenbach zählte jahrelang eine der höchsten Sozialhilfequoten im ganzen Kanton Aargau. Wie der kürzlich erschienene Rechenschaftsbericht zeigt, ist die Zahl der Sozialhilfeempfänger aber stark zurückgegangen – um 29 Prozent! Ende 2018 waren es 229 Fälle, Ende 2019 nur noch 163.
Das sind die tiefsten Zahlen seit Jahren und das, obwohl die Bevölkerungszahl stetig gestiegen ist.
«Missbräuche von Sozialhilfegeldern verhindern»
Gemeindepräsident Marcel Lang sieht dafür verschiedene Gründe: «Ein wichtiger Punkt ist sicher, dass wir die sozialen Dienste reorganisiert haben», sagt er der «Aargauer Zeitung». Bis Mitte 2018 habe die Behörde nicht nur Sozialhilfefälle betreut, sondern führte auch rund 140 Beistandschaften – eine grosse Belastung.
«Die Fluktuation bei den Mitarbeitern war deshalb sehr hoch», sagt Lang. Das bedeutete einerseits einen grösseren administrativen Aufwand, andererseits sei dabei jedes Mal Wissen verloren gegangen. Und: Man hätte sich immer wieder an eine neue Ansprechperson gewöhnen müssen.
Deshalb arbeite man nun mit dem Gemeindeverband Kinder- und Erwachsenenschutzdienst (Kesd) der Region Baden zusammen – für die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter eine grosse Entlastung. «Seither können sich die Verantwortlichen vertiefter auf die Sozialhilfefälle konzentrieren», sagt Lang. So sei es nun möglich, die Anliegen sauber zu prüfen und Missbräuche von Sozialhilfegeldern zu verhindern.
Zahlen nach Corona
Neben der Auslagerung hätten aber sicher auch die gute Wirtschaftslage und die tiefen Arbeitslosenzahlen zur Verbesserung der Zahlen geführt, sagt Lang. Wie diese Zahlen nach der Coronakrise aussehen werden, das sei noch unklar. «Die meisten Menschen, die Sozialhilfe beziehen, haben schon in normalen Zeiten Mühe, den Rückweg in den ersten Arbeitsmarkt zu finden», sagt Lang. Das werde nun noch schwieriger.
«Im Moment bemerken wir die Auswirkungen aber noch nicht», sagt er. Der grosse Ansturm auf die sozialen Dienste sei vorerst ausgeblieben. Die Gemeinde sei aber vorbereitet. (bra)