Noch sitzen die beiden auf ihrem gemütlichen Sofa in der 3½-Zimmer-Einliegerwohnung in Gansingen AG. Doch Ende Juni müssen Monika (47) und Michael Steimer (40) ihr Heim verlassen.
Die Besitzerin hat ihnen gekündigt, weil sie das Einfamilienhaus verkaufen will. Und das ist einfacher, wenn die Wohnung leer steht.
«Wenn wir sparsam leben, können wir 1500 Franken Miete bezahlen. Trotzdem finden wir keine Wohnung», sagt Monika Steimer.
Gerade hat dem Paar wieder ein Vermieter eine Absage erteilt. «Vielleicht sind es die beiden Hunde. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass wir Sozialhilfebezüger sind», sagt Michael Steimer.
Nun hat die Gemeinde Gansingen dem Ehepaar angeboten, in einen alten, 30 Quadratmeter grossen Wohncontainer zu ziehen. Dieser liegt zwischen der Abfallsammelstelle und dem Feuerwehrmagazin. Die Gemeinde bringt dort sonst im Notfall Asylbewerber unter.
«Im Mittelalter hat man die Siechen an den Dorfrand verbannt. Und jetzt uns», sagt Michael Steimer.
«Da, wo uns die Gemeinde unterbringen will, ist kein würdevolles Leben möglich. Bald sind wir obdachlos. Aber in diese Baracke ziehen wir nicht ein. Da müssten wir ja den grössten Teil von unserem Mobiliar entsorgen.»
Früher verdiente das Paar gut. Er arbeitete als Liftmonteur, sie als Telefonistin. Zudem machte Monika Steimer eine Ausbildung zur Behindertenbetreuerin. Das Paar wohnte für 3000 Franken in einem Haus in Wädenswil ZH zur Miete.
Dann verunfallte Monika Steimer mit dem Auto auf dem Weg zur Arbeit. Bei einer Massenkarambolage erlitt sie 2006 ein Schleudertrauma und muss seitdem mit einem Zervikalsyndrom leben, das heisst, sie hat ständig Beschwerden an der Halswirbelsäule.
Weil sie nicht mehr arbeiten konnte, erhöhte ihr Mann sein Pensum. «Nach vier Bandscheibenvorfällen musste ich aber 2010 kündigen.»
Die Invalidenversicherung lässt sich mit der Anerkennung der Behinderung viel Zeit. Die Sozialhilfe muss einspringen.
«Ich habe 20 Jahre auf dem Bau hart gearbeitet und einbezahlt. Jetzt bin ich kaputt, und die Versicherung zahlt nicht», klagt Michael Steimer. Und seine Frau ergänzt unter Tränen: «Wir können jetzt nur noch auf ein Wunder hoffen.»