Die Meinungen am Ufer des Hallwilersees zwischen Beinwil am See AG und Mosen LU sind geteilt. Es gibt Menschen, die glauben dem Fischer nicht, der am Sonntag um 21.30 Uhr einen Kaiman entdeckt haben will. Sie vermuten, dass er einen Hecht sah. Andere hingegen sorgen sich, ob ihre Kinder noch ins Wasser dürfen.
Eines vorweg: Es kann nach wie vor im Hallwilersee gebadet werden. Das bestätigt Bernhard Graser von der Kantonspolizei Aargau. «Der mutmassliche Exot ist grundsätzlich scheu, frisst primär Fische und Kleintiere. Und wenn man ihn nicht angreift, greift er auch nicht an.» Sollte man ihn sehen: «Polizei rufen, Abstand halten und ihn ja nicht selber einfangen!»
Der Fischer hat Angst vor Anfeindungen
Aber wer ist der Fischer, der das anderthalb Meter grosse Reptil entdeckt haben will? Der Polizei, die er selber rief, sagte er, es sei an der Wasseroberfläche erschienen – und habe nach einer Jungente geschnappt. Danach sei es samt Beute weggeschwommen.
BLICK hat Fischer Juri D.* (33) gefunden. Er wohnt in der Region. Doch der Deutsche will nicht an die Öffentlichkeit. «Aus Angst vor Anfeindung», sagt sein Geschäftspartner (36), mit dem Juri D. ein Start-up gegründet hat. «Es gibt bestimmt Leute, die ihn als Lügner bezeichnen würden.»
Fachleute gehen beim Reptil von einem Kaiman aus
Dabei, so der Geschäftspartner, sei Juri ein erfahrener Fischer: «Ich glaube ihm.» Offenbar auch die Polizei. «Der Fischer konnte das Reptil präzise beschreiben», sagt Polizeisprecher Graser. «Etwa den hellen Bauch und die Beingelenke.»
Laut Fachleuten geht man davon aus, «dass es sich beim fraglichen Reptil um einen Kaiman handeln könnte», so Graser. Zumal dieser in der Abenddämmerung und vorwiegend in flachem Wasser jage.
BLICK entdeckt Fotofallen am See-Ufer
Die Polizei glaubt zudem, dass das Tier aus illegaler Tierhaltung stammt und ausgesetzt wurde. Graser: «Natürlich ist es schwierig, wenn nicht gar unmöglich, das Reptil im Hallwilersee zu finden.» Man suche nicht mehr aktiv, arbeite aber eng mit dem Veterinäramt und der Jagdverwaltung zusammen. Letztere hat zudem Fotofallen im Einsatz, die den Exoten erwischen sollen, wie Graser bestätigt.
Polizei glaubt nicht an einen Scherz
Und was droht dem Fischer, falls er der Polizei einen Bären aufgebunden hätte? Graser: «Wir gehen nicht davon aus, dass er sich einen Scherz erlaubt hat. Falls doch, müsste er mit einer Anzeige rechnen. Und allenfalls für Einsatzkosten aufkommen.»
Als BLICK nochmals beim Geschäftspartner nachfragt, lässt dieser von Juri D. dann doch noch etwas ausrichten. Nämlich, dass er dabei bleibe und sage: «Es war sicher kein Hecht!»
* Name geändert