Feuerwehrleute wollen in erster Linie eines: Leben retten. Beim schrecklichen Unfall in Rheinfelden AG kam für fünf Männer jede Hilfe zu spät. «Das Auto stand bereits in Vollbrand, als wir ankamen», sagt Feuerwehrmann Carlo Wernle (40) tief betroffen im Gespräch mit BLICK.
«Wir konnten leider nichts mehr für die Insassen tun.»
Wernle ist Betriebsleiter einer Garage und schon seit rund 23 Jahren in der Feuerwehr Rheinfelden. Seit 2013 als stellvertretender Kommandant der 120-Mann-Truppe. «Ich habe schon ein paar Tote gesehen. Aber gleich fünf verbrannte Menschen in einem Auto – das noch nie.»
Es ist kurz nach 3.20 Uhr am Samstag, als Wernle alarmiert wird: «Ich wusste nicht, was mich erwartet. Wir gingen zunächst von einem normalen Autobrand aus.»
Trotzdem tut Wernle das, was er immer tut: Sich von der Frau verabschieden, einen Blick auf die drei Kinder werfen – und raschmöglichst ins Feuerwehrmagazin ausrücken. «Ich war bei den ersten fünf, die mit dem Tanklöschfahrzeug losfuhren.»
Nur wenige Minuten nach dem Alarm sind sie an der Unfallstelle. «Die Polizei war schon da sowie Helfer, die sich um zwei verletzte Frauen beim Auto kümmerten. Der Unfallwagen stand in Vollbrand! Wir haben von den Polizisten gehört, dass vielleicht noch Leute vermisst werden.»
Wernle ist der erste Feuerwehrmann beim brennenden Auto. Er läuft um das Fahrzeug herum. «Ich versuchte zu sehen, ob noch Leute drin sind. Und ob Explosionsgefahr besteht.» Aber: «Ich konnte nichts sehen oder hören – nur dieses riesige Feuer.» Es geht schnell. «Wir haben sofort einen Schlauch gezogen und mit dem Löschen begonnen», sagt Wernle. «Ein Feuerlöscher hätte da nicht viel genützt.»
Der Brand ist rasch gelöscht. Wernle geht erneut um das Auto herum – und schaut hinein.
«Ein Schock. Kein schönes Bild», sagt er. «Ich sah nur verkohlte Körper.» Es sei nicht ersichtlich gewesen, wie viele vorne oder hinten gesessen seien. «Wir wussten aber sofort, dass wir nichts mehr für sie tun konnten. Nur noch zurücktreten. Es ging mir und meinem Team, dem ich sehr danke, ganz nahe.»
Für Wernle und seine Truppe dauerte der Einsatz bis um 13 Uhr. Sie mussten die Unfallstelle sichern und später das Autodach wegschneiden, damit Rechtsmedizin und kriminaltechnischer Dienst die Opfer bergen konnten. «Wenn man so nahe dran arbeitet, funktioniert man einfach. Man schaut nicht im Detail hin», sagt Wernle.
«Es gehört zum Job eines Feuerwehrmanns.» Ebenfalls dazu gehört, dass er nichts zu einem möglichen Unfallgrund sagen will.
Trotz Routine, Wernle gesteht: «Einen solchen Anblick vergisst man nie. Die Bilder sind ewig in meinem Kopf gespeichert.» Damit sie nur selten auftauchen, sei es wichtig, dass man ein gutes Umfeld habe und nach dem Einsatz mit den Kameraden zusammensitzen könne.
«Wenn ich merke, dass einer psychologische Hilfe braucht, bekommt er sie.» Dies sei aber selten der Fall, da meistens die gleichen erfahrenen Männer an der Einsatz-Front arbeiten.
Vor etwas graut Wernle: «Dass ich einmal bei einem Einsatz jemanden tot sehe, den ich gut kenne. Jemand aus meiner Familie, ein Angehöriger oder ein Freund.» Dies sei zum Glück noch nie passiert. Auch von den fünf Verunglückten habe er keinen persönlich gekannt.
Carlo Wernle: «Den leidgeprüften Angehörigen möchten wir unser tief empfundenes Beileid aussprechen.»