Ersthelfer zog Unglücks-Piloten aus dem Cockpit
«Alles brannte – Kleider, Haut, Gesicht»

Im Kanton Aargau stürzt heute Mittag ein Sportflugzeug ab. Kurz davor kollidiert die Maschine mit einem Auto – Pilot (70) und Fahrerin (30) werden schwer verletzt. Zeqir Rexhaj (49) war auf dem Weg von der Arbeit nach Hause und als einer der ersten vor Ort. Er half, den Piloten aus dem brennenden Flugzeug zu ziehen.
Publiziert: 20.09.2015 um 12:28 Uhr
|
Aktualisiert: 07.10.2018 um 10:51 Uhr
1/13
Zeqir Rexhaj (links, in der orangefarbigen Jacke) war als einer der ersten vor Ort und half, den Piloten aus dem brennenden Flugzeug zu ziehen.
Foto: 8989-Leserreporter

Kurz vor 12 Uhr heute Mittag: 200 Meter nach der Kreuzung der Hard- und der Suhrentalstrasse zwischen Kölliken und Muhen AG versucht ein trudelndes Sportflugzeug notzulanden. Bevor es auf einem Feld abstürzt, touchiert es auf der Strasse eine Leitplanke und erfasst ein in Richtung Aarau fahrendes Auto.

«Da lag ein Wagen auf dem Dach», beschreibt ein Leserreporter die Szenerie. Wenige Meter daneben lag das brennende Flugzeug-Wrack. Das Kleinflugzeug sei komplett zerstört. «Wir sahen eine riesige schwarze Wolke und Flammen», sagt eine Leserreporterin, die mit dem Auto am Absturzort vorbeifuhr. Video-Bilder zeigen den vom Flugzeug getroffenen Kleinwagen und eine verbeulte Leitplanke.

Pilot sagte: «Helft mir, zieht mich raus!»

Beim abgestürzten Flugzeug handelt es sich laut dem Register des Bundesamts für Zivilluftfahrt (BAZL) um ein einmotoriges Selbstbau-Kleinflugzeug, Baujahr 1989. Der eingetragene Besitzer ist der Carrossier Josef P.* (70), er kommt aus der Region.

Zeqir Rexhaj (49) war einer der ersten am Unfallort, der Unglückspilot hat ihm und einem weiteren Helfer vermutlich sein Leben zu verdanken.

Rexhaj war gerade auf dem Nachhauseweg von der Arbeit in Dulliken, als er den rauchenden Flieger entdeckte. Er sah alles mit an, sah, wie der Pilot das Auto erwischte, ins Feld abstürzte und in Flammen aufging. Der 40-Jährige eilte sofort zur Hilfe: «Der Pilot hatte die Abdeckung schon teilweise geöffnet. Er sagte: Bitte helft mir. Zieht mich raus.» Und das tat Rexhaj zusammen mit einem anderen Helfer. «Der Anblick war schrecklich. Alles brannte. Kleider, Haut, Gesicht! Die Haare waren schon alle verbrannt. Wir legten ihn ins Gras und versuchten ihn zu löschen.»

«Mein Bruder fliegt schon über 40 Jahre»

Mario P., der Bruder des Unglücks-Piloten, sagt zu Blick.ch: «Fliegen ist das grösste Hobby meines Bruders. Er macht das schon über 40 Jahre. Wenn er Zeit hat, ist Josef immer in der Luft.»

Aber so einen Horror-Flug wie heute hat er mit Sicherheit noch nie erlebt: «Das Flugzeug fing in der Luft an zu brennen. Mein Bruder wollte notlanden, so dass niemand zu Schaden kommt», erklärt Mario P. Beim Absturz erlitt sein Bruder schwere Verbrennungen – er fiel ins Koma. Der Pilot wurde mit der Rega ins Uni-Spital Zürich geflogen. Auch die 30-Jährige Autofahrerin wurde schwer verletzt.

Was genau zum Absturz führte, ist noch unklar. «Nach bisherigen Erkenntnissen hatte der Pilot des Flugzeuges Probleme und versuchte notzulanden. Leider klappte das nicht mehr vor der Strasse», sagt Marianne Koch, Pressesprecherin der Kantonspolizei Aargau. Der Flieger habe «an der Leitplanke eingehängt», ein von Schöftland her kommendes Fahrzeug erwischt und sei dann auf der anderen Seite der Strasse abgestürzt. (mcb/bih/lex)

* Name der Redaktion bekannt

Fehler gefunden? Jetzt melden