Er wollte nur ein Gratisbier
Leimbach AG bläst wegen Bauer 1.-August-Feier ab

Die Bundesfeier ist einer der gesellschaftlichen Höhepunkte im Dorfleben. Nicht so in Leimbach AG. Denn hier wurde die Feier in diesem Jahr kurzerhand gestrichen, als ein Bauer als Gegenleistung für das zur Verfügung gestellte Land ein Gratisbier verlangte.
Publiziert: 28.07.2017 um 06:59 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:39 Uhr
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Seit jeher findet auf der Schlössliwiese im 500-Seelen-Örtchen Leimbach AG die Bundesfeier statt.
Foto: Zvg
Flavio Razzino

«E gfröiti Sach!» Das war die kleine, aber feine Bundesfeier im Dörfchen Leimbach AG bislang immer. Bei Wurst und Bier sassen die Einwohner des 500-Seelen-Örtchens vor dem 1.-August-Funken auf der Schlössliwiese und stiessen an lauschigen Sommerabenden auf die Schweiz an. Ganz so, wie es sich gehört.

Am diesjährigen 1. August bleibt die Schlössliwiese aber leer. «Die Bundesfeier findet nicht statt», vermeldete der Leimbacher Gemeinderat diesen Monat im Dorfblatt. Schuld daran sei der Pächter der Schlössliwiese.

«Nie bekam ich einen Dank dafür!»

Dieser nämlich verlangte in diesem Jahr als Gegenleistung für das von ihm zur Verfügung gestellte Land ein Gratisbier für sich und die Helfer. Die hatten jeweils vor der Bundesfeier gemeinsam die Wiese gemäht, das Heu zusammengepackt und abtransportiert. Aufwand: zwei bis drei Personen, die mindestens je zwei Stunden in die Arbeit investierten.

Ein Einsatz, so sagt der Bauer heute, für den ihm in Leimbach nie jemand Danke gesagt habe.

Im Gegenteil, es sei als selbstverständlich hingenommen worden, dass er seine Schlössliwiese Jahr für Jahr hergebe und sie auch noch für das Fest mähe. Da sei es nicht falsch, auch mal eine symbolische Zuwendung zu verlangen.

Doch da hatte er die Rechnung nicht mit dem Gemeinderat gemacht.

Janine Murer Merz hat die 1. Augustfeier in Leimbach AG kurzerhand abgesagt. Dies, weil der Bauer, auf dessem Land die Feier stattfinden sollte, als Gegenleistung ein Gratisbier verlangt hat.
Foto: Zvg

Ein Gratisbier komme nämlich nicht infrage, sagten sich die Organisatoren rund um Janine Murer, Gemeindeammann in Leimbach. «Das Fest ist bislang selbsttragend gewesen, es gibt im Gemeindebudget keinen Posten für die Bundesfeier», sagt sie zu BLICK. Darum konnte man dem Wunsch des Bauern auch nicht entsprechen.

Und sowieso: «Bei den Organisatoren des Festes ist irgendwie die Freude verflogen, als wir gehört haben, dass da jemand plötzlich eine Gegenleistung verlangt», sagt Murer. Das sei nie die Idee gewesen.

Schliesslich lebe die Bundesfeier in Leimbach von der ehrenamtlichen Arbeit. «Das OK, das sich aus Gemeinderäten, aber auch Privaten zusammensetzt, hat ja auch nie die hohle Hand gemacht, obwohl sie viele Stunden in die Vorbereitung der Feier investiert haben», sagt Murer. Natürlich hätte Leimbach genügend Geld, um dem Bauern für die Wiese ein Hunderternötli in die Hand zu drücken – aber das gehe eben aus Prinzip nicht.

«Viele haben Militärdienst geleistet für dieses Land!»

Absolut kein Verständnis dafür, dass in Leimbach wegen eines Bieres die Bundesfeier abgesagt wurde, hat Ulrich Kägi. Der Bürger aus dem nahegelegenen Seon AG sagt zu BLICK: «Traurig ist das, geradezu beschämend!» Schliesslich hätten viele Bürger Militärdienst geleistet «und sind mit Stolz für dieses Land und das, was es ausmacht, eingestanden». Er hat seiner Wut in einem Leserbrief Luft gemacht.

Für Gemeindeammann Janine Murer ist indes klar: «Wir haben unseren Entscheid kommuniziert und dabei bleiben wir.» Und: «Vielleicht gibt es im einen oder anderen Garten nun kleine Feiern, damit trotzdem noch etwas Stimmung aufkommt.».

Das Bauernpaar, dem jetzt die Schuld für das Aus der Bundesfeier zugeschoben wird, übt sich im aktuellen Dorfblatt derweil in Ironie: «Wir entschuldigen uns bei der Bevölkerung von Leimbach, dass wir so unverschämt sind und die Bundesfeier wegen uns nicht stattfinden kann!», steht dort geschrieben. Gezeichnet mit Namen und dem Zusatz: «Ehemals stolze Leimbacher».

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