Partnerin von Christian T. (†68) festgenommen!
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Wieder Polizeieinsatz in Suhr!Partnerin von Christian T. (†68) festgenommen!

Wieder Polizeieinsatz in Suhr AG!
Partnerin von Christian T. (†68) festgenommen!

Drama im Kanton Aargau: In Suhr endete am Montagabend ein Polizeieinsatz für einen 68-jährigen Mann tödlich. Am Tag danach wurde auch seine Partnerin Milena U. verhaftet. Sie drohte mit einem Amoklauf.
Publiziert: 17.11.2020 um 00:26 Uhr
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Aktualisiert: 11.03.2024 um 09:31 Uhr
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Christian T. (†68) wurde am Montag in Suhr AG von der Polizei erschossen. Einen Tag danach wurde seine Partnerin festgenommen.
Foto: BLICK
Ralph Donghi, Andrea Cattani, Martin Bruhin

Kurz nach 22 Uhr wird am Montagabend die Aargauer Kantonspolizei von einer Frau in ein Wohnquartier in Suhr AG gerufen. Der Grund: Ihr Partner drohte damit, Suizid zu begehen.

Vor Ort kommt es im Quartier zur Konfrontation zwischen den ausgerückten Einsatzkräften und dem Mann. «Der Mann hatte in der Zwischenzeit die Wohnung verlassen. Er war mit einem Messer bewaffnet und stürmte auf die Polizisten zu», sagt Kapo-Sprecher Bernhard Graser. «Einer von ihnen machte daraufhin von der Dienstwaffe Gebrauch.»

Laut den bisherigen Erkenntnissen der Polizei gab einer der vier Beamten fünf Schüsse ab. Trotz sofortiger Rettungsmassnahmen konnte für den angeschossenen Mann nichts mehr getan werden. Er verstarb noch vor Ort.

Milena U. wurde festgenommen

Einen Tag später rückt die Polizei erneut an denselben Ort aus! Eine Nachbarin zu BLICK: «Polizisten haben in Vollmontur und Maschinengewehr das Haus umstellt. Die Frau hat man laut schreien gehört.»

Der Grund für den Einsatz: Die Partnerin des Toten hatte sich am Dienstag erneut bei der Polizei. gemeldet. «Sie rief an und drohte Amok zu laufen», sagt Kapo-Sprecher Bernhard Graser zu BLICK. Die Meldung habe man Ernst genommen, besonders mit Hinblick auf den Einsatz vom Montag. Eine Sondereinheit macht sich auf den Weg. Dieses Mal fallen aber keine Schüsse. «Bevor es zur Eskalation kam, konnte sie dazu bewegt werden, aus der Wohnung zu kommen», so Graser weiter. Die Frau wurde festgenommen und auf den Stützpunkt gebracht. Später wurde sie in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.

«Hatte keine andere Möglichkeit, als zu schiessen»

Die Anwohnerin Filomena R.* (30) erinnert sich am Dienstag an den tödlichen Polizeieinsatz von Montagabend, den sie von ihrem Fenster aus beobachten konnte: «Wir haben gesehen, wie der Mann mit dem Messer davonrannte», sagt sie zu BLICK. Die Polizisten hätten gedacht, dass er flieht – sie seien deshalb hinterhergerannt.

«Plötzlich kam der Mann wieder aus einer Ecke hervor und ging mit dem Messer auf einen Polizisten los.» Dann fielen die Schüsse. «Es tut mir leid für den Polizisten, aber er hatte keine andere Möglichkeit, als zu schiessen», sagt sie. R. kennt den Toten – der Schock sitzt tief. Ein anderer Anwohner sagte gegenüber BLICK: «Ich hörte, wie der Mann zu einem Polizisten sagte: Ich bring dich um!»

Anwohnerin Angela S.** wurde ebenfalls Zeugin des Vorfalls. Was passiert ist, sei schlimm, es verwundert sie aber nicht, wie sie gegenüber BLICK sagt. T. und seine Lebenspartnerin würden seit ungefähr einem Jahr im Quartier wohnen, immer wieder sei es zu lautstarkem Streit zwischen den beiden gekommen. «Ich habe meinem Sohn gesagt, er soll diesen Leuten aus dem Weg gehen – sie sind gefährlich.»

Pärchen attackierte im April Schwangere

Beim Verstorbenen handelt es sich um den Schweizer Christian T. (†68). Er und seine 37-jährige Partnerin Milena U. waren laut Polizeiangaben schon öfter wegen ähnlicher Meldungen aufgefallen. BLICK-Recherchen zeigen: Es handelt sich um das Paar, das im April in Suhr vor einer Migros-Filiale eine Schwangere mit Pfefferspray attackiert hatte. Versöhnliche Worte zu Christian T. findet Karoleyne M., die inzwischen das Baby zur Welt gebracht hat: «Es tut mir leid für ihn. Ich wünsche niemandem den Tod.»

Die Schweizerin Milena U., IV-Rentnerin aus Suhr, und der pensionierte PC-Fachmann Christian T. waren damals wegen Schulden von Milena U. an das befreundete Paar geraten. Nach einem Wortgefecht pöbelten sich die Männer an, es kam zur Schlägerei, Milena U. zückte den Pfefferspray, wie auf einem Video zu sehen war.

Das ist das Pfefferspray-Paar aus Suhr AG
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Sie attackierten Schwangere:Das ist das Pfefferspray-Paar aus Suhr AG

Im Wohnquartier, wo nun der tödliche Polizeieinsatz stattfand, waren Milena U. und Christian T. berüchtigt und verbreiteten Angst und Schrecken. «Sie suchen Streit mit den Nachbarn und sind sehr aggressiv», erzählte eine Bewohnerin damals gegenüber BLICK.

Die 37-Jährige hatte sich vor zwei Jahren komplett zur Frau umoperieren lassen. «Als solche möchte ich auch akzeptiert werden», sagt sie im April zu BLICK. Gemäss Anwohnern hatte U. den Pfefferspray schon öfter eingesetzt. Als BLICK das Pöbel-Paar nach der Pfefferspray-Attacke zu Hause besucht hatte, sagte Christian T. noch: «Wir kamen hierhin, um uns zu bessern, um friedlich unser Leben zu leben. Und jetzt das.» Man habe damals keinen Streit gesucht. Man habe niemanden verletzen wollen. «Wir sind doch friedliche Leute.»

Paar war bereits polizeibekannt

Jetzt ist Christian T. tot. Erschossen von der Polizei. «Sie waren schon vor diesem Einsatz polizeibekannt», führt der Aargauer Polizeisprecher Bernhard Graser am Dienstag aus. Im Nachgang des Vorfalls sei auch die Partnerin gegenüber den Beamten «ausfällig» geworden. «Es kam deshalb auch noch zu einem Pfefferspray-Einsatz», so Graser. Zum aktuellen Vorfall wollte sich Milena U. auf Anfrage von BLICK nicht äussern.

Wegen des Einsatzes wurde das Wohnquartier in Suhr zwischenzeitlich abgesperrt. Ermittlungen zum Einsatz laufen. Die Staatsanwaltschaft hat für den Dienstag weitere Informationen zum Vorfall in Aussicht gestellt.

Verfahren wegen vorsätzlicher Tötung

Die Kriminaltechnischen Arbeiten wurden dem forensischen Institut Zürich übertragen. Die polizeilichen Ermittlungen werden von der Luzerner Polizei geführt, wie es in einer Mitteilung der Oberstaatsanwaltschaft des Kanton Aargau heisst. Der Grund: Bei einer polizeilichen Schussabgabe werde von Amtes wegen geprüft, ob diese verhältnismässig war.

Die Staatsanwaltschaft Lenzburg-Aarau hat gegen den Kantonspolizisten, der von der Dienstwaffe Gebrauch gemacht hat, ein Verfahren eröffnet wegen vorsätzlicher Tötung.

* Namen bekannt
** Name geändert

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