Elisabeth Mosimann (55) hält ein Bild von ihrer verstorbenen Tochter Justine (†17) in der Hand. «Ich kann es nicht glauben», sagt sie zu BLICK. «Er hat nichts aus dem Fehler seines Bruders gelernt!»
Die Dolmetscherin meint Amar T.* (21). Der junge Mann wurde laut BLICK-Recherchen in der Nacht auf letzten Sonntag nach einer Fahrt auf der A1 von der Polizei bei Egerkingen SO gestoppt. Auf einem Töffli. Ohne Führerausweis, ohne Helm – und mit 0,8 Promille Alkohol im Blut! «Warum hat er es nicht besser gemacht als sein Bruder?», fragt sich Elisabeth Mosimann. «Nein, er macht gar im gleichen Stil weiter.»
Grosser Bruder in tödlichen Töff-Crash verwickelt
Der grosse Bruder von Amar, Vlado T.* (†21), nahm ihre Tochter Justine vor gut vier Jahren auf seinem Motorrad mit – und baute in Dagmersellen LU einen tödlichen Crash.
Erschreckende Parallelen, die Elisabeth Mosimann an dunkle Stunden erinnern. So sei nach dem nächtlichen Unfall vom 9. Oktober 2016 rausgekommen, dass Vlado T. zu schnell fuhr – ebenfalls ohne Fahrausweis und mit illegalen Substanzen im Blut. «Drogen», sagt sie. Zudem sei das Nummernschild geklaut gewesen.
Ob das Töffli, mit dem nun Amar T. um 2.50 Uhr auf dem Pannenstreifen unterwegs war, auch gestohlen war, kommentiert die Kapo Solothurn aufgrund des «Persönlichkeitsschutzes» nicht.
Mutter von Amar T. weiss von nichts
Als BLICK bei der serbischstämmigen Familie T. in Olten SO vorbeigeht, öffnet die Mutter die Tür. Sie hat nicht gewusst, dass ihr Sohn auf der A1 erwischt wurde. «Nicht gut», sagt sie knapp und erwähnt sofort den tödlichen Unfall ihres älteren Sohnes: «Zum Glück ist jetzt nichts passiert.»
Plötzlich kommt ein weiterer Sohn hinzu. Er informiert sofort Amar – und beendet aufgebracht das Gespräch mit BLICK. Bei der Polizei hat Amar T. lapidar gesagt, dass er «vermutlich falsch abgebogen» sei.
Harte Zeiten und schöne Erinnerungen
Justines Mutter kann bei diesen Ausführungen nur noch den Kopf schütteln. Die Nachricht vom Tod ihrer Tochter durch die Polizei sei an jenem Sonntag um 8 Uhr «hart» gewesen. «Für uns brach eine Welt zusammen», erinnert sie sich. «Justine wäre so gerne Kindererzieherin geworden.» Sie und ihre vier anderen Kinder hätten alle am Tod «zu beissen» gehabt. Trotzdem sei sie auch an die Beerdigung von Vlado T. gegangen. «Für mich war es wichtig, dass ich seiner Mutter mein Beileid ausspreche. Denn weder sie noch ich kann etwas dafür.»
Trotzdem hadert Elisabeth Mosimann: «Justine wurde zu einem unschuldigen Opfer – durch das Verhalten von Vlado T.» Es könne doch nicht sein, dass jetzt dessen Bruder wieder Menschen gefährde. «Die Behörden müssen bei dieser Familie einschreiten. Bevor es erneut zu einem Unglück kommt.» Einziger Trost: «Justine ist immer noch präsent in unseren Herzen. Und sie wird es immer bleiben.»
* Namen geändert