Einziger Kandidat für Gemeinderat
Oberrüti AG fürchtet sich vor kiffendem IV-Rentner

Die Stimmung in Oberrüti ist vergiftet. Für den freiwerdenden Sitz im Gemeinderat interessiert sich nur der parteilose Pius Lischer. Weil er sonst nichts Anderes zu tun habe.
Publiziert: 24.01.2013 um 17:56 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 21:27 Uhr
Die Idylle trügt: Über dem 1417-Seelen-Dorf Oberrüti hängt der Schatten eines verhassten Betonwerks.
Foto: oberrueti.ch

Pius Lischer (49) tritt fast überall an, wo es ein politisches Amt zu besetzen gilt. Auch bei den Aargauer Regierungsratswahlen vom Oktober kandidierte er - und holte immerhin 7465 Stimmen.

Jetzt will er es als Gemeinderat in Oberrüti versuchen. Dies, obwohl im Oktober nur gerade fünf Stimmen aus seinem Heimatdorf kamen. Er habe ja sonst nichts Anderes zu tun, sagt der IV-Bezüger.

«Will mich in die Gesellschaft integrieren»

«Ich will mich wieder in die Gesellschaft integrieren, finde aber keine Arbeit», sagt er. Möglicherweise hilft Lischer nun die vergiftete Stimmung im Dorf. Denn ausser ihm will keiner den freiwerdenden Sitz von Flurin Farrer im Gemeinderat.

Farrer stellt sein Amt freiwillig zur Verfügung. Grund: Der Streit um ein neues Betonwerk, das der Gemeinderat bewilligt hat, von der Bevölkerung aber aufs Heftigste bekämpft wird. «Ich bin froh, wenn ich mein Amt abgeben kann», sagt Farrer.

Vier Tage Gefängnis

Doch der einsame Kandidat Lischer gilt im Dorf als komischer Kauz. Der parteilose Verfechter eines bedingungslosen Grundeinkommens ist bekennender Kiffer. Für seine Liebe zu Marihuana wurde er sogar schon zu einer Busse verdonnert.

Diese will er lieber absitzen als bezahlen: «Am 22. März muss ich für vier Tage ins Bezirksgefängnis Zofingen», sagt er zur «Aargauer Zeitung».

Findungskommission lässt Finger von ihm

Lischer wird nun als einziger Kandidat in den Wahlunterlagen aufgeführt sein. Eine Findungskommission liess von ihm tunlichst die Finger, konnte aber bis zur Anmeldefrist selbst nicht einen einzigen Konkurrenten aufspüren.

Der gelernte Autolackierer fände es gut, wenn es noch andere Interessenten für den Posten gäbe. Denn mit einem Gegenkandidaten «hätte das Volk eine Auswahl», sagt Lischer. (noo)

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