Domina Tamara W. aus Lenzburg AG steht auf der Strasse
«Wir dürfen nicht mal mehr unsere Neigungen ausleben»

Es ist immer noch ein Tabuthema. Das Sexgewerbe. Doch auch dort stehen wegen der Corona-Krise Existenzen auf dem Spiel. BLICK konnte mit Tamara W. (44) sprechen. Sie vermietet im Aargau Zimmer an leichte Mädchen, arbeitet als Domina und steht nun vor grossen Problemen.
Publiziert: 22.03.2020 um 23:10 Uhr
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Aktualisiert: 19.01.2021 um 10:31 Uhr
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Tamara W.: «Mein grösster Wunsch ist es, dass sich das Gesetz verbessert und unser Beruf endlich auch so behandelt wird wie jeder andere Beruf auch.»
Foto: Ralph Donghi
Ralph Donghi

Tamara W.* (44) vermietet seit Jahren in einem Haus in Lenzburg AG und Erlinsbach AG Zimmer an leichte Mädchen – selbst arbeitet sie als Domina «Princess». Doch nun hat die Coronavirus-Welle auch ihr und ihren Mieterinnen einen Strich durch die Rechnung gemacht.

«Es ist eine Katastrophe für uns», sagt Tamara W. im Gespräch mit BLICK. «Wir haben schon finanzielle Rücklagen. Aber die Krise frisst alles auf. Wir stehen auf der Strasse! Wir dürfen nicht mal mehr unsere Neigungen ausleben.» Denn: Auch das horizontale Gewerbe darf im Moment nicht arbeiten – so hat es der Bundesrat entschieden. Kontaktverbot!

Keine Mieteinnahmen und kein Kundenkontakt

Für Tamara W. heisst das: Ihre Mieterinnen haben keine Kunden, können ihr deshalb auch nicht die 100 Franken Zimmermiete pro Tag bezahlen. Und: Sie selbst darf als Domina keine Männer mehr empfangen oder besuchen. Ergo: «Meine gemieteten Häuser bleiben leer.»

Dabei seien normalerweise in jedem Haus bis zu drei Mädchen untergebracht – von jung bis alt. «Die älteste Dame ist knapp 70», sagt Tamara W. Ebenso gemischt sind die Nationalitäten. Die Frauen stammen aus Ländern wie Tschechien, Rumänien, Polen, Bulgarien, Italien, Österreich, Deutschland und der Schweiz.

Die Domina: «Wir sind keine Sozialfälle!»

«Die Ausländerinnen dürfen 90 Tage in der Schweiz arbeiten. Für jede Dame muss ich für jeden Arbeitstag 25 Franken Quellensteuer für den Kanton Aargau einziehen», so Tamara W. Der Staat habe also an ihr verdient – doch nun bekommt sie nichts zurück. Dabei zahle sie als Deutsche mit C-Bewilligung auch Steuern und Beiträge. «Klar wurde mir gesagt, dass ich mich beim Sozialamt melden könne. Aber meine Berufskolleginnen und ich, wir sind keine Sozialfälle!»

Hinzu kommt: Die meisten Frauen sind schon zurück in ihre Heimat gereist. Nur wenige seien noch in der Schweiz bei Freunden und wüssten nicht, wie es weiterginge. Weil Tamara W. keine Zimmereinnahmen mehr hat, droht ihr nun selbst die Kündigung von den Vermietern der beiden Häuser. «Wenn ich die Mieten nicht mehr bezahlen kann, dann sieht es nicht gut aus. Meine Existenz ist bedroht!»

Tamara W. möchte, dass sich das Gesetz verbessert

Schulden bei Stammkunden würden weder die Mädchen noch sie selber machen wollen. «Wir wollen nicht später Geld abarbeiten müssen», sagt Tamara W. Sie versuche jetzt im Internet als Webcam-Girl ihre Dienste anzubieten. Das Problem: Viel Geld bringt das nicht ein. Tamara W. hofft: «Mein grösster Wunsch ist, dass sich das Gesetz verbessert und unser Beruf endlich auch so behandelt wird wie jeder andere Beruf auch.»

* Name der Red. bekannt

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