Zwei Männer fahren letzten Freitag zur gleichen Zeit im Feierabendverkehr auf der A1 in Richtung Zürich. Irgendwie geraten sie bei Lenzburg AG aneinander – und provozieren sich aufs Übelste. Am Steuer: der Serbe Damir F.* (21) in einem grauen BMW X5 und Malush Z.*, ein Kosovare (22) in einem schwarzen VW Tiguan. Sie drängen sich ab, bremsen sich aus, überholen rechts.
Bei der Ausfahrt Mägenwil AG überholen sie sich gar über die doppelte Sicherheitslinie und den Pannenstreifen! Was sie nicht ahnen: Ein Aargauer Kantonspolizist, der in seinem zivilen Fahrzeug auf dem Heimweg ist, sieht alles und bleibt hinter ihnen.
Billette, Handys und Autos sichergestellt
Die Rowdys fahren bis nach Mellingen AG. Dort müssen sie beim Rotlicht anhalten. Als der BMW-Fahrer aussteigt und zum VW läuft, greift der Polizist in Uniform ein – und verhindert wohl Schlimmeres. Eine Patrouille nimmt die Hitzköpfe fest, zieht ihre Billette sowie ihre Handys ein, stellt ihre Autos sicher.
Damir F.* aus Seon AG ist Fabrikarbeiter, will zu BLICK nichts zu den gefährlichen Manövern sagen. «Lass mich schlafen!», wettert er, als ihn seine Mutter (61) an die Türe holen will. Sie sagt: «Er wollte nur zu einem Kollegen und hat mir gesagt, dass der andere Fahrer zu nah an ihn aufgefahren sei.»
Beide beschuldigen sich gegenseitig
Der Kosovare, den Damir F. laut seiner Mutter nicht kennt, ist Malush Z.* aus Wynau BE. Auch der Plättlileger will nichts zu BLICK sagen. Sein Onkel (36) erklärt, dass sein Neffe unterwegs zum Coiffeur war – und dass es «der andere» gewesen sei, der zuerst aufgefahren sei.
Dies wird die Polizei klären. Videokameras entlang der Strecke oder Zeugen könnten helfen. Und der Onkel sagt: «Ich weiss, dass sie den Lack an den Autos untersucht haben. Um zu schauen, ob sie sich berührt haben.» Das Tatauto, der VW, steht wieder daheim. Grund: Es ist das Auto von Malushs Vater. Wie auch der BMW dem Vater von Damir gehört und deswegen nicht mehr sichergestellt ist.
Kein Haftgrund – deshalb wieder frei
Doch warum sind die Lenker wieder frei? «Weil wir keinen Haftgrund haben», so Fiona Strebel von der Staatsanwaltschaft. Man habe gegen die Beschuldigten ein Verfahren eröffnet wegen Verdacht auf Nötigung und mehrfacher, teilweise qualifizierter grober Verkehrsregelverletzung.
* Namen geändert