Christian Kast verhalf seinen Kindern zur Flucht auf die Philippinen
So narrte ich die Polizei

Der Vater Christian Kast holte Alina (2) und Queen (6) aus dem Heim und schickte sie mit seiner Frau Margie auf die Philippinen. Im Blick-Video-Interview erzählt er von der Flucht.
Publiziert: 27.07.2015 um 17:12 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:46 Uhr
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Christian Kast (46), gestern kurz vor seiner Verhaftung.
Foto: Fabio Confessore
Von Cyrill Pinto

Nicht einmal 48 Stunden dauerte die Flucht von Christian Kast (46). Sie endete gestern Mittag in seinem Haus in Sisseln AG. Um 12.30 Uhr fuhr die Polizei mit zwei Zivilfahrzeugen vor. Zu diesem Zeitpunkt wusste Kast: «Meine Familie ist auf den Philippinen und in Sicherheit vor den Schweizer Behörden.»

Bevor die Polizei eintraf, gab Kast BLICK ein Interview. Er erzählte, wie er die Polizei mit einer falschen Fährte narrte. Die Flucht war bis ins Detail geplant: Am Samstag holt Kast die Tochter Alina (2) und ihre Schwester Queen (6) – sie stammt aus einer früheren Beziehung der Mutter – in der Wohngruppe in Trimbach SO ab. Zusammen mit Mutter Margie (29) fahren sie zu einem Kletterpark in Kloten ZH – nahe beim Flughafen Zürich. Die Familie verbringt dort unbeschwerte Stunden und postet Fotos auf Facebook. Zu viert gehen sie zum Flughafen. «Wir hatten Retourtickets gekauft, damit niemand misstrauisch wird», verrät Kast. «Wir haben uns verabschiedet, haben noch ein bisschen geweint, und dann waren die Kinder weg.»

Mit ihren Pässen gelangen sie an der Hand der Mutter problemlos durch den Zoll und in die Maschine der Qatar Airways in Richtung Manila, mit Stopp in Doha (Katar). Offenbar hatte es die Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) Aargau versäumt, die Pässe der zwei Kinder einzuziehen. Die Familie konnte problemlos einchecken. Aus Angst vor einer Verhaftung beim Zwischenstopp in Doha führte Christian Kast die Polizei auf eine falsche Fährte: Er versteckte sich das Wochenende über in seinem Wohnwagen. «Wo, darf ich nicht sagen.»

Die beiden Mädchen waren seit September 2014 in einem Kinderheim untergebracht. Zur Flucht entschloss sich die Familie, weil Alina dort nachts regelmässig aufwachte. «Ihre Schwester erzählte, dass sie nach der Mutter schrie. Ich wollte nicht, dass sie durch die Zeit im Heim Schaden nimmt», sagt Kast.

Ins Heim mussten die Kinder wegen einer Gefährdungsmeldung. Sie stammte von einem Nachbarn, weil die Kinder oft allein draussen spielten. «Als ich meine Frau hierhergeholt habe, war mir nicht ganz klar, wie unterschiedlich die Mentalitäten sind», sagt Kast. «Wir hätten nur etwas Unterstützung gebraucht – doch die haben wir nicht bekommen.» Stattdessen muss Kast, von Beruf ist er Kältetechniker, für die Unterbringung der Mädchen zahlen: 2000 Franken pro Monat ist sein Anteil an den Heimkosten. «Ich habe deshalb inzwischen 20 000 Franken Schulden bei der Gemeinde Sisseln.»

Christian Kast sitzt jetzt im Gefängnis. Ihm drohen bis zu fünf Jahre Haft. Die Staatsanwaltschaft Solothurn hat gegen ihn und seine Frau ein Verfahren wegen Entziehung Minderjähriger eröffnet. Die Schweiz könne die Auslieferung von Alina verlangen, sagt der Zürcher Anwalt Bernhard Maag. Kommt Christian Kast frei, will er seine Finanzen in Ordnung bringen und seiner Familie auf die Philippinen folgen: «Ich will einen philippinischen Pass beantragen – oder dort um Asyl bitten.»

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