BLICK bei den Kirschblütlern in Lüsslingen SO
Der Sex-Guru kann jetzt auch heilen

Der Sekten-Chef Samuel Widmer (66) ist ein umstrittener Arzt. Nun setzt der Solothurner noch einen drauf: Widmer bezeichnet sich neu als Medium, körperlich Kranken will er zur Heilung verhelfen – durch simples Handauflegen.
Publiziert: 28.10.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:42 Uhr
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Samuel Widmer bezeichnet sich seit einem Herzinfarkt als Medium.
Foto: BLICK
Von Silvana Guanziroli (Text) und Peter Gerber (Fotos)

Er propagiert die Bigamie,  die Psychotherapie mit Drogen und verteidigt den Inzest. Der Solothurner Psychiater Samuel Widmer (66) sorgt mit seiner Sex-Sekte, der Kirschblütengemeinschaft, seit Jahren für Schlagzeilen.

Jetzt setzt der umstrittene Arzt noch einen drauf: Denn Widmer ist in neue Sphären entrückt. Er bezeichnet sich nun selbst als Medium. Körperlich Kranken will er zur Heilung verhelfen – durch simples Handauflegen. «Eine innere Stimme gab mir den Auftrag», sagt er zu BLICK und ergänzt: «Das war vor einem Monat nach einem Herzinfarkt, als mein Leben an einem dünnen Faden hing.»

Mit seiner irren Ankündigung macht der Psycho-Heiler Sekten-Urgestein Uriella (86) Konkurrenz. Sie ging als Fiat-Lux-Gründerin und Sprachrohr Gottes in die Geschichte ein. Zur Erinnerung. Auch sie erhielt ihre Eingebung durch ein Nahtod-Erlebnis: Sie fiel vom Pferd auf den Kopf.

Bei Widmers erstem Auftritt als Heiler war BLICK dabei. Eine Handvoll Hilfesuchender fand letzte Woche den Weg in sein umgebautes Bauernhaus in Lüsslingen SO. Und so will der Sex-Guru seine Jünger heilen: Ohne Schuhe und in Socken geht es in den grossen Meditationsraum. Widmer und seine Frau Danièle Nicolet (49) thronen auf weissen Stühlen. Wortlos knien sich die Anwesenden vor Widmer hin, der seine Hände auf den Kopf, die Schultern und die Brust legt – 15 Minuten lang. Anschliessend wiederholt seine Frau die Prozedur. «Einen grossen Unterschied zwischen vorher und nachher spüre ich jetzt aber nicht», sagt eine Besucherin danach. Trotzdem legt sie etwas Geld in die Kollekte, die am Ausgang steht.

Dass Widmer sich gerade jetzt mit seiner «Heilung durch Liebe» zu Wort meldet, erstaunt. Seine Kirschblütengemeinschaft steht im Fokus der Solothurner Staatsanwaltschaft. Im März und September ist es in mehreren Häusern der Gemeinschaft zu Hausdurchsuchungen gekommen. Auslöser war ein Beitrag der ARD-Sendung «Beckmann». Auf den Filmaufnahmen war zu sehen, wie der Sekten-Chef bei seinen Therapien illegale Drogen einsetzt – konkret Meskalin und MDMA.

«Das Strafverfahren gegen Personen aus dem Umfeld der Gemeinschaft wegen Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz ist nach wie vor hängig», bestätigt Cony Zubler, Sprecherin der Solothurner Staatsanwaltschaft. Erst letzten Mittwoch kam es zu weiteren Befragungen von Sektenmitgliedern.

In Lüsslingen hat man wenig Freude an der neuen Heilmethode des Sekten-Chefs. «Das wird noch mehr Anhänger anlocken», befürchten Anwohner des 520-Seelen-Dorfs. Bereits jetzt leben 200 Kirschblütler im Dorf, und es werden laufend mehr. So warnen diverse Aussteiger: «Der Personenkult um Widmer nimmt immer mehr messianische Züge an!»

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