Pascal Corvigno (36) steht am Leichenwagen vor seinem Geschäft mitten in Olten SO. In der Hand: eine Busse von 40 Franken. «Unfassbar», sagt der stellvertretende Geschäftsführer der Bestattungen Nisio GmbH zu BLICK. «Ich kann nur hier Särge ein- oder ausladen, und das Trottoir ist genug breit für Fussgänger. Was soll das?»
Corvigno fasste die Busse am Dienstag. «Ich parkierte um 13 Uhr beim Geschäft und wollte drinnen einen leeren Sarg holen.» Dann seien spontan noch Trauernde vorbeigekommen. «Ich sass natürlich mit ihnen zusammen.»
Der Leichenwagen stand schon oft da
Als Corvigno danach, um kurz nach 14 Uhr rausgeht, sieht er die Busse. «Auch die Passanten verstanden nicht, warum dies die Polizei getan hatte.» Hinzu komme: «Das Geschäft gibt es hier seit bald sechs Jahren. Die Polizei arbeitet bei Todesfällen oft mit mir zusammen, und der Wagen stand schon oft hier.» Denn: Auf den Kundenparkplätzen um die Ecke habe er keinen Platz.
Der Bestatter hätte sich «etwas mehr Kulanz von der Polizei» gewünscht. «Was, wenn Trauernde die Polizei beim Ausfüllen der Busse gesehen hätten?» Er will sie bezahlen: «Dem Frieden zuliebe!» Aber er sorgt sich: «Wo soll ich sonst anhalten? Ich kann ja nicht ohne Särge in den Einsatz.»
Polizei hält an 40-Franken-Busse fest
Als BLICK bei der Kapo Solothurn nachfragt, sagt Sprecher Andreas Mock: «Ein Anwohner hat am Dienstag gemeldet, dass der Wagen immer wieder auf dem Gehweg parkiert sei.» Vor Ort hätte man keine geschäftliche Tätigkeit festgestellt, die eine Ausnahme rechtfertigt. «Deshalb gab es auch keine Kulanz.»
Weil es noch mehr als 1,5 Meter Platz auf dem Trottoir gehabt habe, wurde die Minimum-Busse von 40 Franken ausgestellt. Zudem habe die Polizei das Unternehmen im Vorfeld schon einmal über die Rechtslage informiert. «Die Regeln sind für alle gleich», so Mock. Er lässt dem Bestatter offen, ob er Einsprache machen möchte.
Bestatter hat keine andere Parkmöglichkeit
«Die Polizei hatte mich schon mal angesprochen», bestätigt Pascal Corvigno. «Aber ich muss ja hier parkieren. Und wohl auch weiter Bussen zahlen.»
Und dann fragt der Bestatter kopfschüttelnd: «Soll ich etwa die Heckklappe des Leichenwagens vor dem Geschäft immer offen lassen, damit es geschäftlich aussieht, dafür aber jeder Passant rein sieht? Oder mit den Särgen gar durch die halbe Stadt spazieren?» Die Antwort gibt er gleich selbst: «Nein. Da zahle ich lieber.»