Mit einem Knigge für Migranten will Luzern Sex-Attacken an der Fasnacht vorbeugen. Das Gesundheits- und Sozialdepartement bestätigte gestern eine Meldung von «zentralplus.ch». Heute wird Sprecherin Silvia Bolliger bereits konkreter. Der Leitfaden werde in verschiedenen Sprachen erscheinen. «Wir arbeiten aber auch mit Piktogrammen», so Bolliger. Als Vorlage diene ein Flyer aus Österreich.
Es sei ein spontaner Entscheid gewesen. «Nach den Übergriffen in Deutschland an Silvester erhielten wir etliche Reaktionen. Die Sorgen wurden einerseits persönlich an Sozialdirektor Guido Graf herangetragen, andererseits erhielten wir auch Mails aus der Bevölkerung. Die waren aber eher auf der rechten Seite.» Darum ist es Bolliger wichtig, zu betonen: «Es ist eine präventive Massnahme. Wir haben aktuell keine Probleme.»
Im Kanton Luzern leben derzeit 1800 Asylbewerber, verteilt auf drei Durchgangszentren und neun temporäre Unterkünfte.
Der Flyer ist in Auftrag und soll bis Ende nächster Woche ausgearbeitet sein. Die Themen sind schon heute gesetzt. «Wir konzentrieren uns auf Rollenbilder. Die Gleichstellung von Mann und Frau. Wir wollen aufzeigen, dass es bei sexueller Belästigung null Toleranz gibt. Der Tenor wird sein: ‹Wenn ihr herkommt, habt ihr euch an unsere Regeln zu halten›.»
Für ein ähnliches Projekt im deutschen Hardheim hagelte es heftige Kritik. Auch dort war die Absicht des Bürgermeisters, die Befürchtungen aus der Bevölkerung aufzunehmen. Doch der Leitfaden war alles andere als sachlich. Er schürte Hass und Rassismus. So hiess es: «Junge Mädchen fühlen sich durch Ansprache und Erbitte von Handy-Nummer und Facebook-Kontakt belästigt und wollen auch niemanden heiraten.» Oder: «Unsere Notdurft verrichten wir ausschließlich auf Toiletten, nicht in Gärten und Parks, auch nicht an Hecken und hinter Büschen.»
«Soweit werden wir natürlich nicht gehen», sagt Bolliger. «Wir wollen den Flüchtlingen erneut unsere Verhaltensregeln aufzeigen und damit auch vermitteln, dass wir die Anliegen der Bevölkerung ernst nehmen.» Im Grunde sei es eine Vertiefung dessen, was im Durchgangszentrum sowieso schon vermittelt werde.
Der Flyer wird zwar gezielt auf den Fasnachtsstart am 4. Februar produziert – wegen der «nächtelangen und tagelangen Menschenansammlungen». Man wolle ihn aber in jedem Fall nachhaltig gestalten und auch nach der Fasnacht noch nutzen. (mad)