Es war vor knapp zwei Monaten, als Cynthia (15) in der Notfallaufnahme des Spitals Leuggern vor Manfred Gartner (62) stand. Der Mediziner realisierte schnell: Dieses Mädchen ist sehr krank. Sofort überwies er sie ins Kantonsspital Aarau, von dort wurde Cynthia mit dem Helikopter nach Basel gebracht. Die Diagnose: akute Leukämie.
Während Cynthia im Spital gegen den Blutkrebs kämpft, geschieht in ihrer Heimatgemeinde Bad Zurzach AG Wunderliches: Eine Solidaritätswelle kommt ins Rollen. Eine, die in die ganze Region ausstrahlt.
Arzt Manfred Gartner organisiert einen Anlass für potenzielle Stammzellenspender. Der Fussballklub, in dem Cynthias Bruder spielt, lädt zum Solidaritätsfest. Die Erkrankung bringt die Familie auch finanziell in Bedrängnis. Die Mutter hat sich gerade erst als Physiotherapeutin selbständig gemacht. Da sie nun jeden Tag ins Universitätsspital Basel pendelt, kommt sie kaum noch zum Arbeiten.
Ein Fest mit über 500 Menschen
Was als Festchen gedacht war, wird zur Riesensause. Unternehmen aus der ganzen Region steuern Sachspenden bei. Eine Tombola wird aufgebaut. Portugiesischer Eintopf wird gekocht. Im Minutentakt steigt die Zahl der Teilnehmenden auf Facebook. 350 sind es bis zum Festbeginn am Freitagnachmittag. Zum Schluss sindes über 500 Menschen, die Cynthia und ihre Familie unterstützen.
Die Leute bringen Salate und Kuchen. Und ein selbstgebasteltes Spendenkässeli, ganz in Rosa. «Zusammen sind wir stärker», steht darauf. Auch ein Album liegt auf, damit man Genesungswünsche hineinschreiben kann. Die Feuerwehr macht spontan den Parkdienst.
Cynthia mittendrin – kurz vor der nächsten Chemotherapie
Mittendrin Cynthia mit ihrem geblümten Kopftuch. Niemand konnte ihr ausreden, an der eigenen Party aufzutauchen – zwei Tage vor ihrer nächsten Chemotherapie! Sie geht ganz langsam an den Festbänken vorbei, darf niemanden berühren, weil ihr Immunsystem so schwach ist. Meist sitzt sie etwas abseits, stets umringt von Freundinnen. Sie lächelt, als sie realisiert, wie viel Unterstützung ihr in Bad Zurzach zuteil wird – von Menschen, die sie kennt. Und von solchen, die sie nicht kannte.
Die Idee zum Fest hatten Rita (36) und ihr Mann Carlos (42), die Pächter des Klublokals beim Fussballplatz. Als Cynthias Mutter wissen will, wie sie sich jemals dafür bedanken soll, antwortet Rita Caldas bloss: «Das schönste Geschenk für uns alle ist, wenn Cynthia wieder gesund wird.»
Auch Matthias Fässler (53) ist gerührt von der grossen Anteilnahme. Der Präsident des SC Bad Zurzach hat extra freigenommen, um zu helfen. Eine Selbstverständlichkeit, meint er. «Bei uns sind andere Dinge wichtiger als der Sieg auf dem Fussballplatz.» Das Fest dauerte bis tief in die Nacht. Cynthia war lange mit dabei. Das Gewitter zog vorüber. Der Metzger musste Wurstnachschub heranschaffen.
Ein fünfstelliger Betrag kam zusammen. Cynthias Familie darf künftig Rechnungen, die sie nicht bezahlen kann, an den Fussballklub weiterleiten. Was übrig bleibt, wird an die Leukämiehilfe gespendet.
Bei Leukämie kann eine Chemotherapie zur Heilung führen. Allerdings ist eine Blutstammzellspende oft die einzige Hoffnung. Damit sie erfolgreich ist, müssen die Gewebemerkmale von Spender und Patient möglichst identisch sein. Das ist selten, da es Milliarden verschiedener Kombinationsmöglichkeiten gibt.
Um herauszufinden, ob die eigenen Stammzellen Cynthia oder einem anderen Erkrankten helfen können, genügt ein Abstrich der Mundschleimhaut, den man zu Hause machen kann. Mehr Infos: blutspende.ch
Bei Leukämie kann eine Chemotherapie zur Heilung führen. Allerdings ist eine Blutstammzellspende oft die einzige Hoffnung. Damit sie erfolgreich ist, müssen die Gewebemerkmale von Spender und Patient möglichst identisch sein. Das ist selten, da es Milliarden verschiedener Kombinationsmöglichkeiten gibt.
Um herauszufinden, ob die eigenen Stammzellen Cynthia oder einem anderen Erkrankten helfen können, genügt ein Abstrich der Mundschleimhaut, den man zu Hause machen kann. Mehr Infos: blutspende.ch