Ausbildner zum Todes-Drama um Marvin D. (†10) in Moosleerau AG
«Als Chauffeur merkt man bei dem Gewicht des LKW nichts»

Schüler Marvin D. (†10) ist von einem Lastwagen erfasst und tödlich verletzt worden. Der Chauffeur fuhr weiter. Ausbildner Wolfgang Krückels (55) vermutet, dass der Fahrer das Unglück gar nicht bemerkte.
Publiziert: 07.06.2019 um 12:52 Uhr
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Aktualisiert: 07.06.2019 um 14:17 Uhr
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Kennt sich mit schwierigen Situationen im Strassenverkehr aus: Chauffeur-Ausbildner Wolfgang Krückels (55).
Foto: ZVG
Georg Nopper

Marvin D. (†10) ist am Donnerstag auf dem Heimweg von der Schule in Moosleerau AG, als er von einem Anhängerzug erfasst und tödlich verletzt wird. Der LKW-Fahrer fährt weiter, ohne sich um den Kleinen zu kümmern. Hat der Chauffeur Fahrerflucht begangen, oder das Drama schlicht und einfach nicht mitgekriegt? Die Kantonspolizei Aargau konnte den Unfallfahrer zwei Stunden später anhalten und befragen. Die Staatsanwaltschaft will zu den Ergebnissen derzeit keine Angaben machen.

Wolfgang Krückels (55) ist Ausbildner für Lastwagenchauffeure. Als solcher kennt er sich mit schwierigen Situationen im Strassenverkehr aus. Dass sein Kollege Fahrerflucht beging, glaubt Krückels nicht. «Wenn er es gemerkt hätte, hätte er sicher sofort gebremst.» Das Ganze sei einfach sehr tragisch. «Das hätte einfach nicht passieren dürfen.»

Mit Velo gestürzt

Der Unfallhergang ist noch weitgehend unklar. Fest steht jedoch, dass Marvin zusammen mit einem Schulkameraden mit dem Velo unterwegs war. Der Lastwagen, der offenbar Holz im Anhänger transportierte, nahte von hinten an die beiden Buben heran. Plötzlich stürzte Marvin – und geriet unter den tonnenschweren LKW.

Ob der Bub von der Front des Lastwagens oder seitlich erfasst wurde, ist unklar. Krückels: «Der Chauffeur kann es nur merken, wenn es vor ihm passiert oder wenn er in den Rückspiegel schaut. Sonst merkt man bei dem Gewicht eines LKW nichts davon.»

«Man kann nicht immer in den Rückspiegel schauen»

Beim Überholen ist es laut Krückels üblich, in den Rückspiegel zu schauen. «Aber man kann nicht immer während des ganzen Vorgangs in den Rückspiegel schauen. Man muss auch auf den Verkehr vor sich achten.» Zudem sei es vorgegeben, beim Überholen einen Sicherheitsabstand zu den anderen Verkehrsteilnehmern zu halten. Dieser genüge jedoch unter Umständen nicht, wenn ein Velofahrer seitlich umfalle.

Die Gemeinde Moosleerau steht nach dem Tod von Marvin unter Schock. Viele Schüler mussten den Unfall mitansehen. Die Kreisschulpflege Leerau bot ein Care-Team für die Betreuung der aufgelösten Kameraden des verstorbenen Schülers auf.

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