Heute stand eine Grösse der sizilianischen Mafia in Baden AG vor Gericht: Massimiliano P.* (44). Er ist im Heimatland vorbestraft und ging in der Schweiz auf Raubzug. Am Mittwochmittag kassierte er nun sieben Jahre Haft und 15 Jahre Landesverweis. Das Gericht in Baden AG sprach ihn in allen Anklagepunkten schuldig.
P. überfiel am 27. Juni 2017 maskiert und bewaffnet eine Tankstelle in Spreitenbach AG. Mit der Pistole bedrohte er die beiden weiblichen Angestellten, forderte «schnell Geld». Beute: 1839.25 Franken. P. flüchtete in einem schwarzen Ford Focus mit geklauten Nummernschildern.
Die gleichen Kleider beim zweiten Überfall
Sein Fehler: P. trug zwei Tage später die gleichen Kleider, Schuhe, Handschuhe und hatte den gleichen Rucksack dabei, als er auch noch eine Bankfiliale in Wettingen ausraubte. Dort konnte er 11'740 Franken erbeuten – und flüchtete mit einem grauen Kombi, wieder mit gestohlenen Schildern.
Seine Erklärung vor Gericht? Die Jeans und die Schuhe seien zu tausenden im Umlauf. Das beweise nichts. Den Banküberfall habe er nicht begangen. Was ihm der Richter vorhält: Die Familie, bei der er wohnte, vermisst einen grünen Rucksack. Als Massimiliano die Bank ausraubte, fiel Kinderspielzeug aus seinem Rucksack - darauf fanden Ermittler die DNA der Buben der Familie. Auch dieses Indiz will der Mafioso nicht gelten lassen: Es sei schliesslich nicht seine DNA.
Der Mafioso hatte zudem einen Einbruchdiebstahl versucht. Danach wurde er im Auto geblitzt. Pikant: Auf dem Radarbild ist derselbe Mann zu sehen wie auf den Überwachungsbildern der Raubüberfälle. Noch dümmer von P.: Er wurde in einem Casino gefilmt – dort trug er wieder die gleichen Schuhe und Hosen wie in Tankstelle und Bank.
Massimiliano P. hat kriminelle Karriere hinter sich
Trotz der Beweise: P. bestritt bisher die Taten. Dass es P. mit dem Gesetz nicht ernst nimmt, zeigt ein Blick auf seine kriminelle Karriere in Italien. Dort war er im 2004 Boss einer Drogenbande, an Schmuggel beteiligt und kam ins Visier der Carabinieri. Da nützte es nichts, dass P. die Tochter von Antonio T. heiratete, der Pate eines mächtigen Mafia-Clans von Catania ist.
Im April 2005 fasste P. in Italien zehn Jahre Knast. Doch 2013 kam er wieder raus. Und delinquierte weiter, überfiel mit seinem Komplizen Mario G.* (34) vier Poststellen. Das Duo wurde zwar verhaftet und P. mit einem Schuss ins Bein gestoppt. Dennoch kam er nach der U-Haft erneut frei.
Gericht folgt der Anklage
So konnte P. im 2017 in der Schweiz zuschlagen. Nur: Hier kam er nicht frei. Das Gericht sprach ihn in allen Anklagepunkten schuldig: Raub, räuberische Erpressung, Einbruchdiebstahlversuch, grobe Verletzung von Verkehrsregeln, Behinderung einer Amtshandlung sowie mehrfacher Missbrauch von Ausweisen und Schildern. Es folgte damit der Staatsanwaltschaft, die sieben Jahre Freiheitsstrafe sowie anschliessend 15 Jahre Landesverweis gefordert hatte.
Was Massimiliano P. blüht, wenn er nach seiner Strafe wieder nach Italien reisen würde, ist unklar. Auch, warum Italien ihn trotz der Vorstrafen wieder aus der U-Haft entlassen hat. Das zuständige Gericht in Pescara gab dazu gestern keine Auskunft.
* Namen der Red. bekannt