Über eine Sache berichten, die man nur so am Rand kennt, ist schwierig. Das bewies die internationale Weltpresse in den vergangenen Tagen: Die Geschichte der Asylrenitenz in Oberwil-Lieli ist zwar hierzulande von vorgestern. Anders in den angelsächsischen Medien: Diese stürzten sich reihenweise auf das aufsässige Dorf im Aargau.
Man erinnere sich an die Fakten: Oberwil-Lieli zählt rund 2200 Einwohner. Die Gemeinde liegt im Kanton Aargau zwischen Unterlunkhofen und Berikon. Kein See, die Alpen sind auch etwas weiter weg. Ein Agglo-Dorf im Mittelland eben. Allerdings ein reiches: tatsächlich leben 300 Millionäre hier.
Glarner denkt über Bremgarten-Übernahme nach
Nicht immer hielten sich die ausländischen Redaktionen an diese Fakten. Einige liessen ihrer Fantasie freien Lauf. So nannten die indischen «Zee News» das Dorf kurzum «ein superreiches Alpenresort».
Die britische «Daily Mail» scheute keinen Aufwand und schickte sogar einen Fotografen nach Oberwil-Lieli. Dumm nur: Die gezeigten Bilder wurden zwar im richtigen Kanton geschossen – leider aber in der falschen Gemeinde. Anstatt Glarners Arbeitsort sah man dort die Altstadt von Bremgarten.
Während einige Medien im Unterton die Haltung von Oberwil-Lieli positiv beurteilten, griff «The Frisky» zu heftigen Worten: «Herzlose Bastarde!»
22'000 soll es gemäss «India TV» davon im Dorf geben. Die falsche Einwohnerzahl war den Indern nicht falsch genug: Ein Bild des Vierwaldstättersees musste auch noch her.
Kann mal passieren, könnte man meinen. «Australia Network» irrte sich aber sogar im Kanton und verwendete zur Bebilderung ein Panorama aus Zermatt.
Bei der Gemeindekanzlei in Obwil-Lieli lacht man, als BLICK nach den Auswirkungen für den Tourismus fragt. Gemeindeammann Andreas Glarner: «Wir haben keinen Tourismus … aber vielleicht übernehmen wir bald Bremgarten!» (pma)