Jean T.* (31) hat gestanden, Anton P.* (†81) getötet zu haben. Die Ermittler gehen davon aus, dass P. erwürgt wurde, teilt die Staatsanwaltschaft Aargau mit.
Nun stellt man sich die Frage, weshalb. Was machten der Rentner und der junge Mann an der Limmat bei Würenlos AG?
Sicher ist: Die Kantonspolizei Aargau erhält am Dienstagmittag eine Meldung und findet in der Uferböschung unterhalb des Fusswegs eine teilweise im Wasser liegende Leiche.
Sofort wird der Fundort grossräumig abgesperrt. Die Leiche muss mit einem Boot geborgen werden, die Polizei geht schnell von einem Tötungsdelikt aus. Die Arbeiten am Tatort dauern bis zum Abend. Die Aargauer Staatsanwaltschaft eröffnet eine Untersuchung und veranlasst die Obduktion der Leiche. Auch der mutmassliche Täter soll schon vor Ort verhaftet worden sein.
«Ich frage mich ständig nach dem Warum»
Auf BLICK-Anfrage bestätigt Fiona Strebel von der Staatsanwaltschaft: «Vor Ort konnte ein 31-jähriger Schweizer aus dem Kanton Zürich festgenommen werden. Er steht unter dringendem Verdacht, das Tötungsdelikt begangen zu haben.» Ob er es war, der die Polizei informiert hatte, sagt Strebel nicht. Nur so viel: «Tathergang und Hintergrund sind Gegenstand der laufenden Ermittlungen.»
Die Frau von Anton P., kann noch nicht fassen, was passiert ist. «Ich und die ganze Familie sind unendlich traurig. Wir gehen momentan durch die Hölle», sagt Ruth P.* (83) zu BLICK.
«Es ist einfach unvorstellbar, dass Anton am Morgen aus dem Haus ging und am Abend einfach nicht mehr zurückkehrte. »Am Dienstagmorgen sei ihr Mann um 8.15 aus dem Haus. «Er sagte mir, dass er den schönen Weg der Limmat entlang bei Würenlos entlanglaufen möchte. Er spazierte dort öfters mal. Er war ein Naturfreund», so die Witwe.
Sie und die beiden Töchter könnten sich nicht vorstellen, wieso ihr Anton sterben musste. Sie sind wütend auf Jean T. und wollen Antworten. «Ich frage mich ständig nach dem Warum. Kam es etwa zu Streit zwischen dem jungen Mann und ihm?». Das könne sie sich nicht vorstellen. «Mein Anton war überall beliebt. Er hatte keine Feinde, zumindest keine, von denen ich wusste.»
Täter lebte im gleichen Ort wie sein Opfer
BLICK-Recherchen zeigen: Beim mutmasslichen Täter handelt es sich um Jean T.*. Er lebte bis zu seiner Verhaftung in einem Mehrfamilienhaus. «Er wohnt seit ein paar Monaten hier», so ein Nachbar. Sein Job beim Flughafen sei Jean T. gekündigt worden: «Dann ging er zur Post, auch dort verlor er seine Stelle.»
Die Staatsanwaltschaft Baden hat gegen Jean T. ein Verfahren wegen vorsätzlicher Tötung eröffnet und beim Zwangsmassnahmengericht Antrag auf Untersuchungshaft für die vorläufige Dauer von drei Monaten gestellt. Der Beschuldigte ist laut Staatsanwaltschaft geständig, zum weiteren Aussageverhalten macht sie keine Angaben. Hintergrund, Tatablauf und Motiv seien nach wie vor Gegenstand der laufenden Ermittlungen.
Plötzlich Polizei im Quartier
Der Nachbar beschreibt Jean T. als sportlichen Typ, der oft mit dem Velo unterwegs war. Nur: «Vor ein paar Wochen tauchte bei ihm jemand auf, den ich nicht kannte.» Sein späteres Opfer?
Für den Anwohner ist klar: «Ich hätte so eine Tat nie von ihm erwartet.» Er habe Jean T. vor ein paar Tagen das letzte Mal gesehen. «Das war am Sonntag.» Am Dienstagabend sei dann plötzlich die Polizei beim Haus aufgekreuzt. «Meine Frau sagte mir, dass die Beamten mit der Fotokamera hier gewesen seien. Sie sagten aber nicht, warum.»
Ein Bekannter von Jean T. beschreibt ihn als feinen jungen Mann: «Er ist ursprünglich Brasilianer, kann aber gut Deutsch, Züritüütsch sogar.» Dennoch sei er für ihn nie ganz greifbar und ein «bisschen speziell» gewesen. Und: «Zwischenzeitlich hatte er immer mal wieder finanzielle Probleme.» Stritten der Rentner und der junge Zürcher also um Geld? Die Frage zum Motiv versucht nun die Staatsanwaltschaft zu ergründen.
Der Tote war in der Region bekannt und beliebt
Nach BLICK-Informationen handelt es sich beim Toten um Anton P. (†81), der in der gleichen Ortschaft wie der mutmassliche Täter wohnte. Er arbeitete etliche Jahre als Stationsbeamter für die Schweizerischen Bundesbahnen – und war allseits bekannt. Auch in seinem Quartier war der Rentner sehr beliebt. «Er und seine Frau waren immer sehr freundlich, und wir pflegten ein gutes Verhältnis. Für sie muss es schrecklich sein», so eine Nachbarin.
* Namen geändert