Anita K. (†31) fiel in Trimbach vom Balkon
«Sie ging doch nur raus zum Malen»

Anita K. (†31) wollte nur ein wenig auf den Balkon gehen und ein Bild für ihren Freund Mike R. (41) malen. Jetzt ist die dreifache Mutter tot. Weil sie rund zehn Meter in die Tiefe stürzte. Warum? Ihr Freund ist schockiert und ratlos.
Publiziert: 11.07.2018 um 17:08 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 16:33 Uhr
Jetzt spricht der Freund der Balkon-Toten (†31)
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Sie fiel von ihrem Balkon in den Tod:Jetzt spricht der Freund der Balkon-Toten (†31)
Ralph Donghi (Text und Fotos)

Mike R.* (41) ist am Boden zerstört. Er steht auf dem Balkon seiner Wohnung in Trimbach SO – und weint bittere Tränen. «Hier ist es passiert», sagt der gelernte Metallbauschlosser leise zu BLICK. «Hier ist meine Freundin in die Tiefe gestürzt. Sie ist dann im Spital verstorben.»

Anita K.* (†31) hat in der Nacht auf Dienstag keine Überlebenschance. Der Balkon ihres Freundes liegt im vierten Stock des Mehrfamilienhauses, sie fliegt rund zehn Meter in die Tiefe. Und landet auf den Gehwegplatten. Ihre Verletzungen sind so schwer, dass die Ärzte später nichts mehr für sie tun können.

Anita K. malte oft auf dem Balkon

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Mike R. (41), der Freund der Verstorbenen (†31), im Gespräch mit BLICK.
Foto: Ralph Donghi

«Es war ganz sicher ein Unfall», sagt Mike R. Seine Freundin, die seit Oktober oft bei ihm übernachtete und drei Kinder hinterlässt, habe sich sicher nichts antun wollen. Sass sie etwa auf dem Balkongeländer und verlor das Gleichgewicht? «Anita hat nur gesagt, dass sie noch etwas auf den Balkon gehe, um ein Bild zu malen. Das hat sie oft so getan.»

Mike R. selber sagt, er sei im Bett gewesen, als es passierte. «Ich bin kurz nach Mitternacht eingeschlafen.» Was er deshalb nicht mitkriegt: Jemand entdeckt seine schwer verletzte Freundin vor dem Wohnblock – und alarmiert um 1.15 Uhr die Polizei. Die ist rasch vor Ort.

Mike R. wurde in Handschellen abgeführt

«Ich erwachte kurz vor 1.30 Uhr, weil mein Hund Jacky wegen Lärm im Treppenhaus angab», sagt Mike R. Er habe sich nicht viel dabei gedacht. «Doch dann hat es an der Türe geklingelt. Es war die Polizei.» Mike R. wird in Handschellen gelegt und später abgeführt.

«Ich wusste gar nicht, was passiert war», sagt Mike R. Erst Stunden später habe er alles erfahren. Er hätte gerne die Mutter von Anita angerufen, aber: «Die Polizei hatte mir mein Handy weggenommen. Ich war wohl ein Tatverdächtiger.»

Die Kantonspolizei Solothurn hält sich zu den Umständen bedeckt: «Zur Klärung des Vorfalls wurde eine Untersuchung eingeleitet.»

Freund bleibt nur das letzte gemalte Bild

Sicher ist: Mike R. durfte gegen Abend wieder heim. «Ich habe ja nichts getan», sagt er. Sein Handy habe er aber noch einen Tag bei der Polizei lassen müssen. Auch sein Hund sei vorübergehend bei jemand anderem gewesen.

Zurück in der Wohnung habe er auf dem Balkon das Bild gefunden, das seine Freundin noch für ihn gemalt habe. «Es stand in einer Ecke», sagt Mike R. «Sie hat immer Bilder für mich gemalt. Es ist das Wichtigste, was mir von Anita bleibt.»

Doch auch die vielen schönen Momente will Mike R. «für immer im Herzen tragen». Etwa die gemeinsamen Ferien. «Oder ganz einfach ihre ehrliche und liebe Art.»

Anita sei die beste Freundin gewesen, die er je kennengelernt habe. «Dass es so ein Ende genommen hat – das kann ich nicht verstehen», sagt Mike R. «Jetzt bin ich wieder alleine. Denn Anita kommt sicher nie mehr zurück.»

* Namen der Redaktion bekannt

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