Die Gemeinde Oberwil-Lieli AG sorgte im Juni für Schlagzeilen. Mit 579 zu 525 Stimmen entschieden sich die Stimbürgerinnen und Stimmbürger, eine Abgabe an den Kanton zu zahlen, um keine Asylbewerber im Dorf unterbringen zu müssen. Biobauer Roger Gündel setzt nun ein Zeichen gegen diesen Beschluss.
Trotz der offiziellen Politik der Aargauer Gemeinde gebe es im Dorf auch «viele Menschen, die den Flüchtlingen helfen wollen», sagt Gündel der «Aargauer Zeitung». «Ich will den Leuten zeigen, dass Asylbewerber ganz normale Menschen sind, die auch ihre Sorgen und Ängste haben.»
Gündel beschäftigt deshalb die beiden afghanischen Flüchtlinge Mohammadi Qurbanali und Mohammadi Zaker während eines Monats auf seinem Hof. Gegen Kost und Logis.
«Die Arbeit macht Spass»
Die beiden Asylbewerber sind zufrieden. Obwohl sie keinen Lohn bekommen. «Uns gefällt es in der Schweiz, die Leute sind sehr freundlich und die Arbeit macht Spass», sagt Qurbanali.
Gündel und seine Frau geben sich Mühe, damit sich die afghanischen Helfer wohlfühlen auf ihrem Hof. «Jeden Freitag kocht meine Frau eine Schweizer Spezialität, so lernen die Asylbewerber auch etwas über unsere Kultur», sagt der Biobauer.
Die anderen Mitarbeiter freuen sich über die Anwesenheit der Asylsuchenden. Lehrling Tino Fröhli: «Jeden Tag wünschen sie uns fröhlich einen guten Morgen und sind stets gut gelaunt. Beeindruckend, wenn man weiss, was die beiden auf ihrer Flucht alles erlebt haben.»
Bauer Gündel arbeitet zusammen mit den Zürcher Organisationen «Workcamp Switzerland» und «Solinetz», die freiwillige Arbeitseinsätze vermitteln. Treibende Kraft hinter dem Flüchtlings-Boykott in Oberwil-Lieli war der SVP-Gemeindeammann und Nationalrat Andreas Glarner. (noo)