«Absolut dilettantisch»
Erstes Schweizer Online-Casino fällt bei Zockern durch

Grosser Frust: Das erste Online-Casino der Schweiz sorgt wenige Tage nach der Premiere bereits für Ärger bei den Spielern.
Publiziert: 10.07.2019 um 19:20 Uhr
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Aktualisiert: 11.07.2019 um 18:39 Uhr
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Das Grand Casino Baden ist die erste Spielbank in der Schweiz mit Online-Angebot.
Foto: Mike Bichsel

Mit der Webseite Jackpots.ch hat das Grand Casino Baden vor wenigen Tagen das erste Online-Casino der Schweiz eröffnet. Man schreibe «Spielbanken-Geschichte», schreibt das Unternehmen auf Facebook überschwänglich und ergänzt: «Ha, wie geil ist das denn?»

Die Antwort der Nutzer fällt vernichtend aus. Bei ihnen kommt das neue Online-Angebot gar nicht gut an. «Absolut dilettantisch», fasst Massimo (32) aus dem Kanton Zürich seinen ersten Eindruck zusammen. Das Online-Casino sei eine einzige Enttäuschung – nicht nur, was das «billige Design», sondern vor allem, was das dürftige Spielangebot betreffe. So stünden derzeit nur 50 Online-Automaten zum Spielen zur Verfügung. Bei Poker und Roulette steht, dass man die User leider «noch etwas vertrösten» müsse. «Es ist ein Witz», findet auch ein weiterer Nutzer gegenüber BLICK. «Es ist schlichtweg kein Angebot vorhanden.»

Nutzer Massimo bemängelt weiter, dass die Einzahlungen vielfach nicht funktionierten. Dies wird auch auf Facebook bemängelt. «Einzahlungen funktionieren nicht, kein Live-Chat auf der Seite, es ist nicht ersichtlich, wie man Bonusangebote erhält, die Buttons sehen insgesamt aus wie diejenigen von 2010 ...», so die Mängelliste eines enttäuschten Kommentarschreibers. Die ausländischen Anbieter seien «definitiv seriöser».

Gegenüber FM1 Today beklagte sich ein anderer Nutzer, dass sein Gewinn nicht habe ausbezahlt werden können. Das Online-Casino verspreche neuen Spielern zudem, nach einer Registrierung ihren Einsatz zu verdoppeln. «Auch das hat hinten und vorne nicht funktioniert», regt er sich auf. Die ganze Seite sei noch eine «einzige Baustelle».

Casino klagt über «enorme regulatorische Anforderungen»

Detlef Brose, CEO des Grand Casino Baden, wehrt sich gegen diese Darstellung. Er betont, dass das Angebot «seit dem Start am Freitag jederzeit unterbruchsfrei verfügbar» gewesen sei. Rund drei Jahre habe die Entwicklung des Online-Casinos gedauert, sagt er. Nach Bewilligung des Gesuchs durch den Bundesrat Mitte Juni seien zwei Wochen geblieben, um den Betrieb aufzunehmen. Wegen regulatorischer Vorschriften habe man das Angebot auf 50 Spiele reduzieren müssen. 

Laut Brose plant das Casino, das Online-Angebot laufend auszubauen. Wegen der «enormen regulatorischen Schweizer Anforderungen» dauere das aber seine Zeit.

Zum Vorwurf, dass Gewinne nicht ausbezahlt würden, sagt Brose, dass es sich um einen Einzelfall gehandelt habe. Das Problem sei gewesen, dass der User seinen Account noch nicht verifiziert und später zudem eine falsche IBAN angegeben habe. «Daher können wir die Kritik im genannten Medienbericht keinesfalls nachvollziehen und weisen sie mit vollster Schärfe zurück.»

Insgesamt sei man mit dem Start des Online-Casinos «hochzufrieden». «Die Anzahl der Registrierungen, die bereits mehrere Tausend beträgt, übertraf sogar unsere Erwartungen», sagt CEO Brose.

Ausländische Seiten seit 1. Juli gesperrt

Das Grand Casino in Baden ist eines von vier Casinos in der Schweiz, die sich beim Bund für Online-Lizenzen beworben haben. Hintergrund ist das neue Geldspielgesetz, das vor gut einem Jahr vom Stimmvolk angenommen worden ist und seit Anfang Jahr in Kraft ist. Es sieht vor, dass nur Schweizer Spielbanken online Glücksspiele anbieten dürfen. Ausländische Anbieter sind seit dem 1. Juli gesperrt.

Auch die Gesuche der Casinos in Luzern, Davos und Pfäffikon SZ für Online-Konzessionen hat der Bundesrat vergangenen Monat bewilligt. Deren Online-Angebote sind aber derzeit noch nicht verfügbar. Mycasino.ch, das Online-Angebot des Casinos Luzern, geht nach eigenen Angaben im August online.

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