Ehepaar Wyss zieht trotzdem aus
Gericht stoppt Rausschmiss der Rentner

Sie hätten bleiben dürfen: Das Gericht hat das Mietausweisungsbegehren der Verwaltung im Fall Wyss in Kleindöttingen AG abgewiesen. Doch der Entscheid kommt für das Rentner-Ehepaar zu spät: Josef (68) und Marita (75) haben bereits eine neue Wohnung gefunden.
Publiziert: 19.04.2018 um 23:31 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:30 Uhr
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Marita Wyss (75), Josef Wyss (68) und Hündin Maja (12).
Foto: PHILIPPE ROSSIER SWITZERLAND
Nicolas Lurati

Dem Ehepaar Josef (68) und Marita Wyss (75) geht es gesundheitlich schlecht. Beide sind schwer krank. Er erlitt fünf Herzinfarkte. Sie leidet an Darmkrebs und der Lungenkrankheit COPD.

Zu allem Überfluss bangte das Rentnerpaar um den Verbleib in seiner Wohnung an der Feldstrasse in Kleindöttingen AG. «In zehn Tagen stehen wir auf der Strasse», sagte Josef Wyss noch Ende März zu BLICK. Der Rausschmiss drohte aus ihrer Sicht auf den 1. April. Grund: ein jahrelanger Zoff mit der Verwaltung des Blocks an der Feldstrasse.

«Die Beschwerdenliste geht bis ins Jahr 2011 zurück», sagte der zuständige Mitarbeiter zu BLICK. «Herr Wyss beschimpfte Nachbarn und die Hauswartin aufs Übelste, beleidigte Kinder aus der Siedlung und liess sich gar zu einem tätlichen Angriff hinreissen.»

Mietausweisungsbegehren abgewiesen

Die Verwaltung beantragte deshalb die Mietausweisung beim Bezirksgericht Zurzach AG. Doch das Begehren wurde jetzt abgewiesen. Die Familie Wyss darf bleiben. Ohne zeitliche Einschränkung. Der Entscheid des Gerichts liegt BLICK schriftlich vor. Die Verwaltung habe der Familie Wyss nicht korrekt gekündigt.

Josef Wyss, der das Schreiben offenbar falsch interpretiert hat, meint im Telefonat mit BLICK: «Ach so, das höre ich jetzt von Ihnen zum ersten Mal. Ich habe die verklausulierte Gerichtssprache nicht verstanden.»

Der Entscheid des Gerichts komme leider zu spät, erklärt Wyss. «Wir haben mittlerweile eine neue Wohnung gefunden und den Vertrag unterschrieben. Es ist eine schöne Dreieinhalbzimmer-Wohnung am Kornweg in Döttingen, gleich auf der anderen Seite der Aare.»

«Absolute Bruchbude»

Laut Josef Wyss sei es in allen Belangen eine Verbesserung der Wohnsituation. «Die Wohnung an der Feldstrasse ist eine absolute Bruchbude. Sie kostet uns 1420 Franken pro Monat, inklusive Nebenkosten. Die neue Wohnung ist moderner und günstiger. Wir zahlen 1320 Franken monatlich.»

Bereits dieses Wochenende wird gezügelt. «Ich habe die Schlüssel schon. Wir freuen uns enorm auf die neue Bleibe.»

Mit der aktuellen Wohnung hat Josef Wyss abgeschlossen. «Ich werde den Mietvertrag der Wohnung an der Feldstrasse zerreissen. Wir sind so froh, endlich aus dieser Misere raus zu sein.»

Mit der Verwaltung will Josef Wyss nie mehr etwas zu tun haben. «Ich und meine Frau haben die Schnauze voll von denen. Die haben uns das Leben zur Hölle gemacht. Wir sind überglücklich, dass dieser Horror nun ein Ende hat.»

Die Verwaltung war in den letzten Tagen für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

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