Aargauer verwundert über die Aussagen von Regierungsrätin Susanne Hochuli
Wirbel um Eritreer-Ghetto

Die Aargauer Regierungsrätin Susanne Hochuli hat sich kritisch über die eritreischen Asylsuchenden in Ober- und Unterkulm geäussert. Die Bewohner der Gemeinde sehen die Sache gelassener.
Publiziert: 21.08.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:12 Uhr
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Lebt als Asylbewerberin in Oberkulm: Medayin.
Foto: Joseph Khakshouri
Von Michael Sahli

Sieht ein Ghetto so aus? Die beiden Aargauer Gemeinden Ober- und Unterkulm liegen im Grünen. Es gibt einen Volg, eine Post – und zwei Asylunterkünfte.

Regierungsrätin Susanne Hochuli (Grüne) verortet hier eine «Parallelgesellschaft von Eritreern». Die Nordafrikaner «schotten sich ab», sagte sie der «Schweizer Illustrierten». Fazit: «Für die Gemeinden ist das eine Belastung, es gibt Probleme.»

Bei einem Augenschein vor Ort zeigt sich: Im angeblichen Ghetto muss man die Eritreer zuerst einmal suchen. Und: Die allermeisten Bewohner scheinen Hochulis Ängste  nicht zu teilen.

Bruno Fantin (48) führt ein Restaurant gegenüber der Oberkulmer Asylunterkunft. Seine Meinung: «Ich hatte mit meinen Nachbarn noch nie Probleme.»

Dieb­stähle oder Pöbeleien? Fehlanzeige. Im Gegenteil: «Mit Schweizer Nachbarn hätte ich wohl Reklamationen wegen dem Lärm. Die Eritreer sind da toleranter.»

Georges Weber (51) mischt sich in das Gespräch ein: «Böse Menschen gibt es überall – in Afrika und in der Schweiz.» Kleiner Seitenhieb: «Die Zürcher führen sich hier schlimmer auf als die Eritreer.»

Es gibt aber auch kritische Stimmen. Zum Beispiel dieje­nige von Ismail Karasahin (33). Er moniert: «Ich sehe viele Eritreer mit Markenkleidern. Und den modernsten Geräten.» Er selber könne sich so etwas nicht leisten. Trotzdem meint er: «Es wird weder gedealt noch geklaut oder eingebrochen.»

«Ich weiss nicht, ob mein Mann noch lebt»

Dann endlich eine Eritreerin. Medayin (35) ist seit einem Jahr in der Schweiz: «Mein Mann ist desertiert und wurde verhaftet. Ich weiss nicht, ob er noch lebt.»

Danach sollte die Eritre­erin zwangsverheiratet werden. «Mit einem uralten Typ», sagt sie angewidert. Medayin fühlt sich in der Schweiz wohl und hofft, bleiben zu dürfen. Dann lädt sie BLICK in die Asylunterkunft ein.

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