Sieht ein Ghetto so aus? Die beiden Aargauer Gemeinden Ober- und Unterkulm liegen im Grünen. Es gibt einen Volg, eine Post – und zwei Asylunterkünfte.
Regierungsrätin Susanne Hochuli (Grüne) verortet hier eine «Parallelgesellschaft von Eritreern». Die Nordafrikaner «schotten sich ab», sagte sie der «Schweizer Illustrierten». Fazit: «Für die Gemeinden ist das eine Belastung, es gibt Probleme.»
Bei einem Augenschein vor Ort zeigt sich: Im angeblichen Ghetto muss man die Eritreer zuerst einmal suchen. Und: Die allermeisten Bewohner scheinen Hochulis Ängste nicht zu teilen.
Bruno Fantin (48) führt ein Restaurant gegenüber der Oberkulmer Asylunterkunft. Seine Meinung: «Ich hatte mit meinen Nachbarn noch nie Probleme.»
Diebstähle oder Pöbeleien? Fehlanzeige. Im Gegenteil: «Mit Schweizer Nachbarn hätte ich wohl Reklamationen wegen dem Lärm. Die Eritreer sind da toleranter.»
Georges Weber (51) mischt sich in das Gespräch ein: «Böse Menschen gibt es überall – in Afrika und in der Schweiz.» Kleiner Seitenhieb: «Die Zürcher führen sich hier schlimmer auf als die Eritreer.»
Es gibt aber auch kritische Stimmen. Zum Beispiel diejenige von Ismail Karasahin (33). Er moniert: «Ich sehe viele Eritreer mit Markenkleidern. Und den modernsten Geräten.» Er selber könne sich so etwas nicht leisten. Trotzdem meint er: «Es wird weder gedealt noch geklaut oder eingebrochen.»
«Ich weiss nicht, ob mein Mann noch lebt»
Dann endlich eine Eritreerin. Medayin (35) ist seit einem Jahr in der Schweiz: «Mein Mann ist desertiert und wurde verhaftet. Ich weiss nicht, ob er noch lebt.»
Danach sollte die Eritreerin zwangsverheiratet werden. «Mit einem uralten Typ», sagt sie angewidert. Medayin fühlt sich in der Schweiz wohl und hofft, bleiben zu dürfen. Dann lädt sie BLICK in die Asylunterkunft ein.