Aargauer Kind braucht 45 Minuten
«Dieser Kindergartenweg ist nicht zumutbar!»

Die Kindergärtler aus Mönthal AG brauchen 45 Minuten, bis sie den Kindergarten erreichen. Dazu gehört eine Busfahrt und ein kilometerlanger Fussweg. Eine betroffene Mutter findet das unzumutbar. Die Gemeinde sucht nun nach Lösungen.
Publiziert: 14.03.2019 um 17:22 Uhr
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Aktualisiert: 20.03.2019 um 11:09 Uhr
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Auch die Kinder von Sonja Keller kommen bald in den Kindergarten – ihre Tochter Amy (4, M.) bereits im kommenden Sommer.
Foto: Zvg
Karin Frautschi

45 Minuten bis zum Kindergarten – ein langer Weg für die Kinder aus dem Ortsteil Ampfern in Mönthal AG. Am Morgen verlassen sie um 7.15 Uhr das Haus und laufen rund 1,1 Kilometer auf dem Trottoir die Hauptstrasse entlang, bis sie die einzige Bushaltestelle im Dorf – Mönthal Unterdorf – erreichen. Dort nehmen sie das Postauto bis zur Haltestelle Remigen Zentrum und gehen nochmals rund 300 Meter bis zum Kindergarten. 

Um 11.45 Uhr ist der Kindergarten vorbei, der Bus von Remigen nach Mönthal fährt jedoch erst um 12.10 Uhr. Während dieser Zeit warten die Kindergärtler direkt an der befahrenen Hauptstrasse. Zuhause angekommen haben sie schliesslich keine Zeit um in Ruhe zu essen, schon bald müssen sie nämlich wieder loslaufen, damit sie am Nachmittag pünktlich im Kindergarten erscheinen.

Die Eltern wehren sich

Ab kommenden Sommer wird ein Kind von Sonja Keller (32) den Kindergarten besuchen. Zusammen mit zwei anderen Kindern aus dem Quartier. Aus ihrer Sicht ist der schlechte Anschluss an den öffentlichen Verkehr das Hauptproble. Sie schlägt vor: «Der Kanton könnte die Busverbindung in die Richtung Ampfern verlängern, oder sogar bis nach Laufenburg AG erweitern.» 

Für den Kanton Aargau ist dieser Vorschlag keine Lösung. Auf Anfrage von BLICK sagt Jürg Bitterli vom Departement Bau, Verkehr und Umwelt: «Das Fahrgastpotenzial wäre auf dieser Strecke zu klein und die Kosten zu hoch, weil dafür ein zusätzliches Fahrzeug nötig wäre.»

Katharina Merkle von der PostAuto AG ergänzt: «Tatsächlich liegt die Haltestelle nicht im Zentrum der Gemeinde Mönthal. Aber es fehlt schlichtweg der Platz, um einen Wendeplatz an einem anderen Ort zu bauen.» 

«Weg kann Kindern nicht zugetraut werden»

Der Schulweg-Experte Pascal Regli vom Fachverband Fussverkehr Schweiz beurteilt diesen Weg – wegen der Kombination verschiedener kritischer Faktoren – als unzumutbar. «Die 1,1 Kilometer Fussmarsch bis zur Bushaltestelle sind eine relativ grosse Distanz und die selbstständige Benutzung des öffentlichen Verkehrs kann vierjährigen Kindern noch nicht zugetraut werden.» Auch eine angemessene Mittagspause, von mindestens 30 Minuten frei verfügbarer Zeit, sei in diesem Fall nicht möglich.

Die Schulgemeinde Remigen bietet zwar einen Mittagstisch an, ausgerechnet am Montag, wenn die Kindergärtler auch am Nachmittag Unterricht haben, findet dieser aber nicht statt. «Das Mittagstisch-Angebot besteht erst seit Beginn des neuen Schuljahres. Die Mittagessen werden von einem einheimischen Restaurant zubereitet, welches montags jeweils geschlossen ist», sagt Jonas Hürbin von der Gemeinde Remigen. Deshalb werde der Mittagstisch vorerst für die Wochentage Dienstag, Donnerstag und Freitag angeboten.

Gemeinde Mönthal sucht eine Lösung

Der Gemeinde Mönthal ist das Kindergartenweg-Problem bekannt. «Wir brauchen eine Lösung – aber leider ist das nicht so einfach», sagt der Gemeindeammann René Birrfelder zu BLICK. Zurzeit kläre die Beratungsstelle für Unfallverhütung ab, ob dieser Kindergartenweg zumutbar sei. Falls nicht, dann versuche man so schnell wie möglich eine Lösung zu finden.

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