Invasive Fischart
Kanton Aargau zieht im Kampf gegen die Grundel Notbremse

Zur Eindämmung der invasiven Schwarzmeergrundel wird die Fischaufstiegsanlage beim Kraftwerk Klingnau vorübergehend stillgelegt. Der Kanton Aargau reagiert damit auf die ökologische Bedrohung einheimischer Fischarten.
Publiziert: 18.03.2024 um 10:44 Uhr
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Aktualisiert: 26.03.2024 um 11:25 Uhr
Aargauer Behörden ordnen die Stilllegung der Fischaufstiegsanlage am Kraftwerk Klingnau an.
Foto: imago stock&people

Im Kampf gegen die Ausbreitung der invasiven Fische Schwarzmeergrundel vom Rhein in die Aare muss das Kraftwerk Klingnau AG die Fischaufstiegsanlage ausser Betrieb nehmen. Dies hat der Kanton Aargau verfügt. Die Grundel bedroht gemäss Behörden den Bestand einheimischer Fischarten

Wenn sich die Schwarzmeergrundel in der Aare ausbreite, so bestehe das Risiko, «dass es zu unabschätzbaren ökologischen Folgen für die gesamte Artengemeinschaft in der Aare und später auch in den verbundenen Gewässern kommt», heisst es in der am Montag veröffentlichten Verfügung des kantonalen Departements Bau, Verkehr und Umwelt (BVU).

Unabschätzbare Folgen

Es bestehe auch das Risiko von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen. Grundeln könnten Fischaufstiegsanlagen, Schleusen und Umgehungsgewässer von Kraftwerken eigenständig überwinden und sich so natürlicherweise flussaufwärts ausbreiten.

Damit stehe der Weg weiter Rhein-aufwärts in die Aare und folglich auch in die Limmat und die Reuss sowie in die verbundenen Seen und Seitengewässer offen.

Neue Anlagen erhalten Grundelsperre

Die Fischaufstiegsanlage am Kraftwerk Klingnau besitzt gemäss BVU grosse Defizite. Der Fischaufstieg soll zunächst für die Dauer eines Jahres ausser Betrieb genommen werden – und bei Notwendigkeit verlängert werden. 

Das Kraftwerk Klingnau, ein Partnerwerk des Energiekonzerns Axpo (60 Prozent) und der AEW Energie AG (40 Prozent), muss die Anlagen für den Fischaufstieg umfassend sanieren. Der Baustart ist frühestens im Jahr 2026 geplant.

Diese Arbeiten stehen im Zusammenhang mit der Erneuerung der Konzession für die Nutzung der Wasserkraft der Aare. Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) verlangt, dass die neuen Anlagen mit einer Wandersperre gegen Grundeln ausgerüstet werden.

Eine solche Grundelsperre wurde von einer Forschungsgruppe der Universität Basel entwickelt und im vergangenen Sommer im Rheinkraftwerk Rheinfelden AG unter Realbedingungen auf ihre Funktionsfähigkeit getestet.

Die Ausbreitung von Grundeln kann nur an Kraftwerken aufgehalten werden

Um die Ausbreitung der Grundeln in die Aare zu verhindern, zieht der Kanton Aargau die Notbremse. Im Rheinsystem seien bereits mehrere Grundelarten nachgewiesen. Seit ihrem ersten Auftauchen in der Schweiz hätten sich Schwarzmeergrundeln stromaufwärts im Rhein und in die grösseren Zuflüsse ausgebreitet.

Im Rhein bei Basel sind sie demnach häufiger als alle anderen Fischarten. Im vergangenen Sommer zeigte das Monitoring des Kantons Aargau, dass Schwarzmeergrundeln im Rhein bis direkt unterhalb des deutschen Wehrkraftwerks Albbruck-Dogern auf Gemeindehöhe Leibstadt AG vorgerückt sind. Das Kraftwerk liegt rund acht Kilometer unterhalb der Mündung der Aare in den Rhein.

Grundeln können Fischaufstiegsanlagen, Schleusen und Umgehungsgewässer von Kraftwerken eigenständig überwinden und sich so natürlicherweise flussaufwärts ausbreiten.

Damit stehe der Weg weiter Rhein-aufwärts in die Aare und folglich auch in die Limmat und die Reuss sowie in die verbundenen Seen und Seitengewässer offen. Die natürliche Ausbreitung von Grundeln könne nur an Kraftwerken aufgehalten werden.

Grundeln fressen Eier von anderen Fischen


In bereits besiedelten Gewässern haben Grundeln riesige Populationsgrössen erreicht, wie das BVU in der Verfügung schrieb. Sie brächten die ursprünglichen Fischarten durch ihr räuberische Verhalten, durch den Frass von Eiern von anderen Fischarten und durch die Konkurrenz mit einheimischen Arten um Nahrung und Laichplätze stark unter Druck.

Im Falle, dass Grundeln sich weiter in die Aare, ihre Seitengewässer und bis in die Alpenrandseen ausbreiten, muss mit Folgen für die Ökologie und die Fischerei gerechnet werden, wie es weiter hiess.

Invasive Grundeln hätten in besiedelten Gewässern einen tiefgreifenden Rückgang bei Fischnährtieren wie wirbellosen Kleintieren verursacht. Damit stehe diese Nahrungsquelle für einheimische Fischarten nicht mehr zur Verfügung. (SDA)

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