Am Samstag gab es auf der A1 bei Lenzburg AG einen spektakulären Unfall. Ein McLaren krachte kurz nach 21 Uhr in der Halbüberdachung mehrfach in die Mauer. Der 570-PS-Sportwagen kam in verkehrter Fahrtrichtung auf dem Normalstreifen zum Stillstand. Der Lenker (20) und seine Beifahrerin (20) wurden kaum verletzt. Der McLaren war nicht mehr fahrbar.
Laut der Kapo Aargau hat der Junglenker über den gemieteten Sportwagen die Kontrolle verloren. Und: «Gemäss ersten Erkenntnissen dürfte das Nichtanpassen der Geschwindigkeit an die Strassenverhältnisse zum Unfall geführt haben.»
Jetzt zeigen Recherchen von Blick: Am Steuer sass Gianluca G.* (20) aus dem Aargau. Er ist bereit, über den Unfall zu sprechen.
Fahrer spricht mit Blick
Gianluca G. widerspricht den Vorwürfen der Kapo Aargau vehement, wie er gegenüber Blick sagt. Gleich zu Beginn hält er fest: «Ich habe das Tempo immer eingehalten. Zudem habe ich schon vorher gemerkt, dass etwas mit dem Heck nicht stimmt.»
Dann erzählt G., dass er sein Billett «schon seit zwei Jahren» habe. Er selber fahre einen 6er-Golf, «also nicht Spezielles». Er habe als Italiener aber gerne solche Sportwagen, sie seien schön zu fahren und sein Hobby: «Ich habe sicher schon zehn Mal so ein Auto von einem Kollegen erhalten oder gemietet.» Er zählt einige Marken auf – wie etwa Ferrari, Porsche und BMW. Dies leiste er sich ab und an. Und: Irgendwann würde er gerne selber so einen Wagen besitzen.
Vermieter ist froh, dass beiden nichts passiert ist
Letzten Samstag mietete G. für sechs Stunden den McLaren – und muss jetzt einen Versicherungs-Selbstbehalt bezahlen. Zahlen möchte er dazu nicht nennen. Nur so viel: «Der Versicherungsbetrag schmerzt, und ich muss ihn zurückzahlen.» Der Vermieter sei vor allem froh, dass ihm und seiner Kollegin nichts passiert sei.
Dabei hatte der Tag für G. so schön begonnen. «Ich holte den McLaren bei einem Kollegen ab, der solche Autos vermietet», erzählt er. Nach einem Auswärtsessen mit seinen Eltern sei er zuerst mit seinem Bruder herumgefahren. «Dies, weil er an dem Tag aus der Reha kam und ich ihm dies versprochen hatte.» Danach habe er seine Kollegin abgeholt.
G. sagt, er sei voll auf die Strasse konzentriert gewesen
«Wir kamen vor dem Unfall von Aarburg AG her. Schon da habe ich gemerkt, dass das Auto hinten immer rutscht.» G. sagt auch, er habe deshalb den Wagen früher zurückbringen wollen. Er habe wegen des Regens «die Geschwindigkeit immer eingehalten». Im offenen Tunnel sei er gar weniger schnell gefahren als erlaubt. Er sei auch nicht durch seine Kollegin oder das Handy abgelenkt gewesen. «Ich hatte beide Hände am Steuer und war voll auf die Strasse konzentriert.»
Dann sei das Heck plötzlich ausgebrochen. «Ich kann es mir nicht erklären und konnte nichts mehr tun», sagt G. Es kam zum Unfall. Der 20-Jährige kam mit einer kleinen Verbrennung an einer Hand davon – vom Airbag, der aufging. Seine Kollegin hatte lediglich das Knie angeschlagen.
Tipps an andere Junglenker
Einen Unfall habe er noch nie gehabt, sagt G. Den Führerausweis auf Probe habe er abgeben müssen. Im Moment fahre er mit dem ÖV zur Arbeit in den Kanton Solothurn.
G. sieht die Schuld «definitiv» nicht bei sich. «Es gibt Autofahrer, die gesehen haben, dass ich nicht gerast bin», sagt er. Zudem finde er es «nicht richtig», dass er aufgrund der Polizeimeldung gleich überall hingestellt worden sei, «als wäre ich zu schnell gefahren». Man solle doch zuerst die Untersuchungen am Auto abwarten.
Schliesslich gibt Gianluca G. jungen Menschen Tipps: «Passt auf, was ihr mietet und gebt nicht zu viel Gas. Hätte ich es nämlich getan, dann wäre es wohl schlimmer herausgekommen.»
* Name bekannt