Marko C.* (19) zerlegte letzten Freitag auf der A1 bei Lenzburg AG den Audi R8 seines Vaters. Im BLICK sagte der Serbe aus Balsthal SO, dass er mit dem 525-PS-Boliden «doch gar nicht so schnell, höchstens mit 140» gefahren sei. Doch er gab zu, dass er – seit er das Billett im Mai 2019 hatte – schon zwei Mal geblitzt wurde. Einmal gar mit 80 km/h in der 50er-Zone.
Marko C. fuhr Mitte August innerorts in Aarau tatsächlich so viel zu schnell, dass es nicht mit einer Ordnungsbusse abgehandelt werden konnte. Sein Billett musste er trotzdem nicht abgeben, was den Raser selbst erstaunte. «Ich habe mich gewundert, weil ja ein Verfahren wegen der 80 km/h eröffnet wurde.»
Aargauer Staatsanwaltschaft führt mehrere Verfahren
Fiona Strebel von der Aargauer Staatsanwaltschaft: «Wir führen gegen den Beschuldigten in diesem Zusammenhang ein Verfahren wegen grober Verletzung der Verkehrsregeln.» Auch zum Unfall vom Freitag habe man ein weiteres Verfahren gegen den Beschuldigten eröffnet: «Wegen mehrfacher grober Verletzung der Verkehrsregeln.»
Dies bedeutet: Die Staatsanwaltschaft hat den Rapport der Polizei zum Vorfall im August erhalten. Aber nicht das Strassenverkehrsamt im Wohnkanton von Marko C., das für den Billett-Entzug zuständig ist. Kenneth Lützelschwab, Amtschef der Motorfahrzeugkontrolle (MFK) in Bellach SO, bestätigt: «Es ist bis dato noch kein Polizeirapport bei uns eingetroffen.» Zuständig dafür sei die Stadtpolizei Aarau.
«Lenkerermittlung dauerte eine gewisse Zeit»
«Der Lenker des Fahrzeugs wurde nicht vor Ort angehalten, und somit wurde auch kein Führerausweis eingezogen», so Toni von Däniken, Stellvertreter Abteilung Sicherheit der Stadtpolizei Aarau. Und weiter: «Die folgende ausserkantonale Lenkerermittlung und die Anzeigeeröffnung durch die Kantonspolizei Solothurn dauerten eine gewisse Zeit.»
Von Däniken sagt weiter, dass nach Rücklauf der Akten sofort die Anzeige an die Staatsanwaltschaft Aargau und eine Kopie ans Strassenverkehrsamt Aargau erfolgte. Letzteres hätte die MFK in Bellach entsprechend orientieren müssen.
Das Strassenverkehrsamt Aargau möchte nichts dazu sagen. Laut BLICK-Informationen hat es jedoch fast zwei Monate gedauert, bis der Rapport der Stadtpolizei Aarau dort eintraf. Hinzu kommt, dass bei Marko C. keine dringende Gefahr bestanden haben soll. Grund: Er hatte zum ersten Mal ein schweres Verkehrsdelikt begangen, und so drohte ihm kein sofortiger Billett-Entzug. Der Polizeirapport soll demnächst bei der MFK Bellach sein.
Unfallfahrer ist krankgeschrieben – und nur noch Beifahrer
Marko C. ist derweil krankgeschrieben. «Ich habe nun doch mein Schulterblatt angerissen», sagt der Mechatronik-Lehrling. Und weil ihm die Kantonspolizei Aargau letzten Freitag das Billett abnahm, fahre er «bei Kumpels mit».
Doch damit nicht genug: Marko C. flüchtete laut BLICK-Recherchen schon mit 17 (im Audi R8) vor der Kantonspolizei Solothurn – und wurde nach einer wilden Jagd gefasst. Die Jugendstaatsanwaltschaft verurteilte ihn dafür.
«Ich musste eine Busse von etwa 4000 Franken zahlen und durfte zehn Monate nicht mit der Fahrprüfung anfangen», sagt Marko C. Sein Fazit: Damals habe er «einfach dummen Mist gebaut».
* Name bekannt
PS-Idioten sorgten in den letzten Wochen immer wieder für Aufsehen. In Dietikon ZH wurden eine Mutter (42) und ihre Tochter (4) lebensgefährlich verletzt, nachdem sie frontal mit einem BMW 5 zusammengeprallt waren. Am Steuer des 600-PS-Boliden sass ein junger Kosovare (20).
Wenige Tage später baut ein Mazedonier (19) in Effretikon ZH einen Unfall. Das Heck seines BMWs bricht aus. Er kollidiert mit einem Kleintransporter. In derselben Woche fährt auch ein Schweizer (23) seinen BMW zu Schrott, als er in Rupperswil AG ein Drift-Manöver hinlegt.
Manche Nationen begehen häufiger Delikte
Nun zeigen neue Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS), was viele längst vermuteten. Junge Männer begehen mehr Delikte im Strassenverkehr als ältere Autofahrer. Ebenso gibt es Nationen, die überproportional vertreten sind (siehe Grafik). Die Daten wurden gestern veröffentlicht. Darin enthalten sind Ausländer, die in der Schweiz leben.
MediaSlot: ImageContainer #image_6_5daf11a38b4f225'867 Schweizer Männer im Alter von 18 bis 29 Jahren wurden 2018 verurteilt, weil sie gegen das Strassenverkehrsgesetz (SVG) verstossen hatten. Laut BFS ergibt das eine Belastungsrate von 15,7. Will heissen, dass es auf 1000 junge Schweizer zu fast 16 Verurteilungen kam. Zum Vergleich: Junge Iraker werden dreimal häufiger straffällig. Mit 44,3 geahndeten Delikten führen sie die Liste an.
Verkehrspsychologe kennt die Probleme
Ebenfalls vorne vertreten sind 18- bis 29-Jährige, die einen türkischen Pass besitzen (37,9), Portugiesen (28) und Männer aus Ex-Jugoslawien (24,7). Dagegen fahren junge Deutsche deutlich sicherer (11,8). Verkehrspsychologe Urs Gerhard (69) der Universität Basel liefert eine Erklärung. «Die Jugend ist übermütiger», sagt er. «Es werden grössere Risiken eingegangen.» Doch es gibt noch einen zweiten Grund. «Es fehlt an Erfahrung», sagt er. «Manche lernen nur auf die harte Tour, was Aquaplaning ist.»
Der Experte erstellt verkehrspsychologische Gutachten. «Wir klären viele junge Immigranten ab», sagt er. «Oft erlebten sie früher Krieg. So bekommt das Leben einen geringeren Stellenwert.» Im Gegensatz dazu würden Schweizer früh zur Sicherheit erzogen. Auch eine schlechte Ausbildung sieht er als Indikator: «Um sich trotzdem als Mann zu fühlen, kommt es zu Imponiergehabe mit dem Auto.» – Anian Heierli
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