Die Ampel schaltet für die Fussgänger auf Rot. Schnurstracks gehen die chinesischen Touristen auf die Strasse, halten in der Mitte an und schiessen ein Foto – von der Ampel! Solche skurrilen Szenen gabs gestern in Luzern massenhaft. 4000 Touristen aus China fluten die Stadt auf einmal. Sie sind die erste Welle einer Reisegruppe von 12'000 Personen, die von ihrem Arbeitgeber, der amerikanischen Kosmetikfirma Jeunesse Global, den Trip als Dankeschön gesponsert bekommt (BLICK berichtete).
Gegen zehn Uhr treffen die Chinesen in der Stadt ein. 95 Reisecars nehmen den Parkplatz beim Kultur- und Kongresszentrum in Beschlag. Die Passagiere drängen aus den Bussen. Strahlen übers ganze Gesicht.
Der hektische Haufen beruhigt sich erst, als Reiseführer rote Schilder in die Luft halten. So wird die Gruppe in lauter Grüppchen von rund 30 Personen unterteilt, die in alle Richtungen losschwärmen. Die Gruppe von «Z02-01» macht als Erstes eine Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee.
Kapitän Hunziker (39) lässt sich von der Euphorie anstecken
Am Eingang der MS Europa werden sie vom Team der Schifffahrts-Gesellschaft Vierwaldstättersee (SGV) empfangen. Kapitän Stephan Hunziker (38) transportiert nicht zum ersten Mal Chinesen. Er stellt fest: «Diese Gruppe ist besonders euphorisch und lebhaft. So viel Freude erlebt man nicht oft.» 400 Chinesen sind auf dem Schiff. Heute geht der Rundkurs zum Kastanienbaum in Horw LU und zum Meggenhorn. Nach 45 Minuten erreichen die Gäste wieder das Ufer.
In der Stadt wird der Platz deutlich knapper. Ein Muss für die 4000 Chinesen: die Kapellbrücke und das Löwendenkmal. Sobald mehrere Grüppchen aufeinandertreffen, wirds für alle anderen eng. Aus gutem Grund bat das Luzerner Tourismus Büro die Bevölkerung im Vorfeld um «Geduld und eine Extraportion Toleranz».
Souvenir-Verkäufer: «Besonders beliebt sind kleine Magnete.»
Doch der Massentourismus hat auch gute Seiten. Zwar kauft nicht jeder eine Rolex, dafür laufen die Kassen der Souvenirshops heiss. David Huynh (39), selbst Chinese und Chef im Museumsshop beim Löwendenkmal, sagt zu BLICK: «Dank der Reisegruppe erwarte ich Hunderte Kunden zusätzlich. Besonders beliebt sind kleine Magnete.» Warum Magnete? Sein Erklärungsversuch: «Viele kaufen mehrere kleine Produkte als Geschenke und als Mitbringsel für Geschäftspartner.»
Viel zu tun hat auch Glace-Verkäufer Iwan Kunz (39). «Besonders beliebt ist Pistazie», sagt er. Wenige Meter weiter vor dem Löwendenkmal und auch bei der Kapellbrücke wittern auch die Zeugen Jehovas ein Geschäft. Die Sekte verteilt Bücher und Broschüren auf Chinesisch. Mit Erfolg: Stolz posiert eine junge Touristin mit den gesammelten Heftchen für die Kamera.
Am späteren Nachmittag zieht die Gruppe wieder ab. Die 4000 Chinesen strömen zurück zu ihren 95 Bussen. In der Messehalle Luzern kommts zur Mega-Party und zum Galadinner. Für reichlich Folklore Stimmung sorgen die Volksmusiker Oesch's die Dritten. Die Halle kocht. Spätestens jetzt strahlt auch der letzte Chinese.