Fiat-Lux-Sektenführerin Uriella ist tot
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Kurz nach dem 90. Geburtstag:Fiat-Lux-Sektenführerin Uriella ist tot

«Mitglieder fürchteten sich vor ihrem Zorn»
So streng führte Uriella ihren Orden

In der Öffentlichkeit wurde Uriella gerne belächelt. Ihren Orden Fiat Lux aber führte sie ohne Rücksicht. Viele Anhänger rutschten in die komplette Abhängigkeit.
Publiziert: 26.02.2019 um 17:23 Uhr
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So trauert Icordo um seine Gattin.
Foto: ZVG
Andrea Cattani und Martin Bruhin

Nach dem Tod Uriellas treibt die Sekte Fiat Lux in eine ungewisse Zukunft. Ohne das selbsternannte Sprachrohr Gottes fehlt dem Orden nicht nur ein charismatisches und bekanntes Aushängeschild. Er verliert auch seine Anführerin, die die Glaubensgemeinschaft bis zum Schluss mit harter Hand geführt hatte.

In den 1990er-Jahren zählte die Sekte noch gegen 1000 Mitglieder. Damals suchte Erika Bertschinger-Eicke, wie Uriella mit bürgerlichem Namen hiess, noch konsequent die Öffentlichkeit. Im Land war sie bekannt für ihre schrille Art. Sympathiepunkte gab es für ihre mütterliche Art und dafür, dass sie auch mal über sich selber lachen konnte. Im Ordens-Alltag lernten die Mitglieder von Fiat Lux aber auch die dunkle Seite von Uriella kennen.

Kritik an Uriella war unerwünscht

Die Gefolgschaft der Worte und Verheissungen Uriellas musste zwangsläufig ihr altes Leben zurücklassen. Symbolisch für diese Ablösung erhielten Ordensmitglieder – angeblich von Jesus verliehen – einen neuen Namen. Ab da war der Alltag strengen Regeln unterworfen. Sex war ebenso tabu wie Alkohol oder handelsübliche Medikamente.

Wer gegen Regeln verstiess oder es gar wagte, die Anführerin zu kritisieren, fiel bei Fiat Lux rasch in Ungnade. «Kritische Denker und Personen, die gerne widersprochen haben, wurden aus dem Orden rausgeschmissen», erklärt Sektenexperte Georg Schmid von der evangelischen Informationsstelle Relinfo. «Viele Mitglieder fürchteten sich vor dem Zorn Uriellas und ihren angeblich fast schon übernatürlichen Kräften.»

Auch um an Geld für die Sekte zu gelangen, waren Uriella viele Mittel recht. Aus steuertechnischen Gründen nahm sie die Spenden der Mitglieder meist in Form eines Darlehens entgegen. Die meisten sahen von den überwiesenen Beträgen nie mehr wieder etwas. Eine Frau, die nach 16 Jahren den Ausstieg aus Fiat Lux geschafft hatte, musste 2002 bis vor Bundesgericht um die Rückerstattung von mehr als 625'000 Franken kämpfen.

«Icordo hat die Schraube wieder angezogen» 

Abtrünnige, die sich von Uriella abwandten, hatten ohnehin einen schweren Stand. Nicht nur hatten viele nach der Zeit in der Sekte meist kaum mehr eigene finanzielle Mittel zur Verfügung. «Die Leute wurden auch als Verräter gebrandmarkt. Man drohte ihnen mit Krankheiten und Qualen, die sie im Jenseits erleiden würden», sagt Georg Schmid. 

Nun ist Erika Bertschinger-Eicke kurz nach ihrem 90. Geburtstag gestorben. Der logische Nachfolger in der Sekten-Hierarchie wäre Uriellas Ehemann Icordo. «Er hat, als ihre Erkrankung zu Abwanderungen führte, die Schraube in der Glaubensgemeinschaft wieder angezogen», so Schmid. Die Fiat-Lux-Anhänger können also auch in der Zeit nach Uriella kaum mit einem weniger strengen Regime rechnen.

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