Mit Oberin und Underin
Designer bringt gendergerechte Schweizer Jasskarten raus

Ein Zürcher Jungdesigner hat neue Schweizer Jasskarten kreiertund zeigt: Tradition hin oder her, Diversität muss auch im Spiel Platz haben.
Publiziert: 04.05.2021 um 14:43 Uhr
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Aktualisiert: 04.05.2021 um 15:36 Uhr
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Ein Designer aus Horgen ZH hat die traditionellen Schweizer Jasskarten neu gestaltet.
Foto: Alain Wohlgemuth

Die Schweizer Jasskarten sehen seit Jahrzehnten immer gleich aus: Under, Ober & König – alle repräsentiert von hellhäutigen, männlichen Figuren. Ist das noch zeitgemäss? Eigentlich nicht, meint die Kulturwissenschaftlerin Susanne Arndt in einem Interview mit der «Aargauer Zeitung»: «Die Karten sind sexistisch, so wie die meisten historischen Spielkarten.»

Neben Genderdiversität fehlt es den Schweizer Kartensujets aber auch an ethnischen Unterschieden. An eine Neugestaltung denken die Hersteller dennoch nicht: Es könnte eine sinkende Nachfrage bewirken.

Diverse Jasskarten stossen auf grosses Interesse

Der Designer und Fotograf Alain Wohlgemuth (22) beweist jedoch das Gegenteil: Mit «Dä ander Jass» stösst der gelernte Mediamatiker aus Horgen ZH auf grosses Interesse. Um Diversität in die Schweizer Spielkarten zu bringen, hat er die Sujets um weibliche Pendants ergänzt, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet.

Was auch neu ist: Die Figuren gehören nicht mehr nur einer Ethnie an. So dominiert die helle Hautfarbe nicht mehr. Zu Blick sagt Wohlgemuth: «Man kann keine Gesellschaft durch zwölf teilen.» Trotzdem: Um möglichst viele Menschen anzusprechen, geht er bei der Diversität weiter ins Detail.

So gibt es im «Ander Jass» nicht nur Weiblein und Männlein, sondern auch Menschen anderer Geschlechtsidentitäten: «Ich habe versucht, auch transsexuelle Menschen zu integrieren», sagt er. Divers sind auch die Körper der Figuren: Neben einem schlanken Eichel-Ober gibt es auch einen Schellen-Ober mit Bäuchlein, ebenso bei den weiblichen Sujets.

Nur noch gut 20 Stück erhältlich

Wohlgemuth liess 100 Sets à 11 Franken produzieren und teilte sein Projekt auf Instagram: «Ich zeigte die Karten in einer Story, worauf sich viele Freunde bei mir meldeten und ein Set kaufen wollten.» Nach nur einer Woche habe er alle 100 Sets zum Stückpreis von 17 Franken verkauft. Nun berichtete die «Aargauer Zeitung» vom Projekt des Designers und gab der Nachfrage einen weiteren Anstoss: «Über Nacht habe ich weitere 80 Kartensets verkauft.» Wer sich jetzt noch einen «Ander Jass» sichern will, muss schnell sein: Bald dürften sie ausverkauft sein.

In die Jass-Welt kommt auch sonst Bewegung: Drei Studierende der Uni St. Gallen wollen ein Set mit rein weiblichen Figuren produzieren lassen. Geplant sind 1000 Sets. (une)

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