Seit Tagen war der Islamische Zentralrat der Schweiz (IZRS) auf der Suche nach einem Zuhause. Nachdem SonntagsBlick publik gemacht hatte, dass die Vereinigung einen umstrittenen Anlass im World Trade Center in Oerlikon plant, machten die dortigen Gastgeber einen Rückzieher. Eine kurzfristig einberufene Pressekonferenz im Hotel Gotthard an der Zürcher Bahnhofstrasse platzte ebenfalls. Heute wagte der IZRS einen neuen Anlauf.
Das filmreife Schauspiel beginnt bereits kurz vor zehn Uhr am Morgen. Eine Handvoll Pressevertreter findet sich auf Einladung des Zentralrats an der Tramstation gleich neben dem Zürcher Hauptbahnhof ein. Dort wird man von einem Mitglied der Vereinigung abgeholt. Minutenlang marschiert die Gruppe im Regen durch die Innenstadt, bis man den Eingang des Hotel Continental an der Stampfenbachstrasse erreicht. Es hätte auch eine nähere Haltestelle als Treffpunkt gegeben, aber das war den Organisatoren beim Zentralrat wohl zu auffällig.
Der plötzliche Aufmarsch der Journalisten sorgt für verdutzte Blicke an der Hotelrezeption. Mit Medien scheint man am heutigen Tag nicht gerechnet zu haben. Kein Wunder: Der IZRS hat offenbar alles unternommen, um die Pressekonferenz unerkannt über die Bühne zu bringen.
Sogar die Verpflegung im Hotel übernimmt der IZRS
Auf Anfrage von BLICK bestätigt IZRS-Sprecher Qaasim Illi, man habe sich nicht mit dem Vereinsnamen beim Hotel eingemietet. «Wir erachten dies unter den besagten Bedingungen als moralisch gerechtfertigt», so die Stellungnahme in einer Mail. Und sogar das Catering während des Anlasses nahm man beim Islamischen Zentralrat in die eigenen Hände, um beim Hotel keine Aufmerksamkeit zu erwecken. Den Journalisten wird die mitgebrachte türkische Spezialität Baklava serviert, dazu gibts im Hotelgang selbst gekochten Schwarztee.
Während im Konferenzsaal im ersten Stock IZRS-Präsident Nicolas Blancho zusammen mit Frauen unter Kopftüchern oder Ganzkörper-Verschleierungen auf die Bühne schreitet und für einen medienwirksamen Auftritt sorgt, läuft unten am Empfang bereits das Telefon heiss.
«Wir sind gar nicht erfreut»
Die Reservation für den Konferenzsaal im Continental wurde offenbar auf die Privatperson M. W.* getätigt. Beim Hotel war man sich zu keinem Zeitpunkt bewusst, dass dahinter die umstrittene Organisation des IZRS steckt. Entsprechend ist man bei den Verantwortlichen durch den heutigen Anlass vor den Kopf gestossen: «Wir sind darüber gar nicht erfreut», sagt Markus Koller, Chef des Hotel Continental, zu BLICK. «Wir überprüfen Anfragen bei Unstimmigkeiten. In diesem Fall gab es keine, da die Buchung über eine Privatperson erfolgte.»
Ob die getarnte Pressekonferenz für den IZRS Folgen hat, lässt Koller zum jetzigen Zeitpunkt noch offen. Man prüfe diese Option aber.
* Name der Redaktion bekannt