Er untersuchte den Erreger schon, als der Grossteil der Bevölkerung Corona noch ausschliesslich für eine Biermarke hielt: Volker Thiel von der Universität Bern erforscht seit Jahren Coronaviren. Seit Anfang Februar hat er es auch mit dem sich aktuell stark ausbreitenden Coronavirus Sars-CoV-2 zu tun.
Ein spezialisierter Autokurier brachte Thiel die Virusproben unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen von ersten Infizierten in Deutschland zum Labor in Mittelhäusern BE. Seither forschen er und sein Team mit Hochdruck an Lösungen.
Nur Labors der Sicherheitsstufe 4 dürfen Virus untersuchen
Aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung ist das Berner Labor prädestiniert für die Untersuchung des Virus. Zudem erfüllt es als eines von weltweit nur 39 Laboren die Anforderungen für die Sicherheitsstufe 4.
«Im Labor sind neben dem Coronavirus auch andere Viren gelagert», erklärt Christian Griot, Institutsleiter Virologie und Immunologie der Uni Bern in einem Beitrag des SRF-Magazins «Puls». Deshalb wird in den Gebäuden auf jedes Detail geachtet. «Wir müssen sicherstellen, dass nichts nach aussen gelangt. Und wir müssen auch den Schutz des Personals gewährleisten.»
Durchbruch dank synthetischer Klone
Schon kurz nachdem das Paket mit den Proben eingetroffen war, konnten Thiel und sein Team einen wichtigen Erfolg erzielen, wie das SRF-Magazin «Puls» berichtet: Dank einer neuartigen Methode können synthetische Klone des Virus jetzt viel schneller erzeugt werden. Diese erlauben den Forschenden beispielsweise, einzelne Gene des Virus auszuschalten und den Effekt dieses Verlusts zu studieren.
So wollen sie Gene identifizieren, die für die Vermehrung des Virus essenziell sind und die somit ein vielversprechendes Angriffsziel für Medikamente darstellen würden, wie Thiel im Beitrag erklärte.
Die Schweizer Forscher stehen in ständigem Austausch mit den anderen Hochsicherheitslabors auf der Welt, die das Coronavirus ebenfalls untersuchen. Gemeinsam wurden auch Prioritäten gesetzt für die Arbeit mit dem Erreger.
«Es ist aufregend»
Für die Erzeugung synthetischer Klone erhalten die Forschenden in Mittelhäusern international grosse Anerkennung und eine Vielzahl an Anfragen für die Virusklone. Wie Thiel erklärte, wolle sein Team im Moment insbesondere solche Studien unterstützen, die für die aktuelle Epidemie noch einen Nutzen bringen, beispielsweise Desinfektionsstudien.
Zu seiner Arbeit sagt Thiel im SRF-Beitrag: «Es ist aufregend, aber man ist sich auch der Verantwortung bewusst. Wir forschen hier nicht zum Spass.» Man wolle wichtige Erkenntnisse gewinnen, um dann helfen zu können. (cat/SDA)