Egal ob für Ultraschall-Untersuchungen, Bluttests oder zur Behandlung von Komplikationen: Auf dem Weg zur Geburt eines Kindes sind Ärzte stete Begleiter von werdenden Eltern. Eine umfassende Betreuung und Information durch die Fachleute ist heute in der Schweiz üblich.
Allerdings gibt es auch hier Beispiele, wo dieser Standard nicht gewährleistet wird – mit teils fatalen Folgen. Meistens sind Sprachbarrieren zwischen Patienten und dem Ärztepersonal die Ursache für schwerwiegende Missverständnisse und ungewollte Eingriffe.
Dolmetscher sind teuer und nicht immer vorhanden
Gleich zwei junge Frauen würde sie derzeit betreuen, die ungewollt eine Schwangerschaft beendet hätten, sagt Fana Asefaw, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie, gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Beide seien fremdsprachig aufgewachsen und hätten darum nicht richtig verstanden, was sie vom Arzt für Tabletten bekommen haben.
Beispiele wie diese gibt es mehrere. In einer Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) zusammen mit der Berner Fachhochschule und dem Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut berichten Frauen aus Eritrea, Albanien und dem Kosovo über ähnlich tragische Eingriffe, die oft ohne Wissen der Patientinnen durchgeführt wurden.
Dolmetscher könnten in solchen Situationen Abhilfe schaffen. Allerdings ist zusätzliches Personal teuer und steht besonders in Notfällen nicht immer zur Verfügung. «Dann kommunizieren wir mit Händen und Füssen», erklärt Barbara Bass, leitende Ärztin am Zürcher Triemlispital, gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Nach schweren Eingriffen würde aber versucht, wenigstens nachträglich ein Fachgespräch von einem Dolmetscher übersetzen zu lassen.
Abtreibungsrate unter Asylbewerberinnen deutlich höher
Die Sprache ist ein Hindernis für die optimale Betreuung und die Gesundheit der Frauen, die unterschiedliche Kultur ein anderes: Oftmals ist den Patientinnen nicht bewusst, dass die ärztlichen Untersuchungen in einer Schwangerschaft gratis sind. Zudem werden solche Eingriffe durch die Ärzte in anderen Kulturen auch als Zumutung empfunden.
Allgemein ist das Thema Sexualität nicht selten ein absolutes Tabu. Die Frauen trauen sich daher auch nicht, Fragen zu stellen. Beispielsweise in Asylheimen ist es für sie darum schwierig, an geeignete Verhütungsmethoden zu gelangen. Das traurige Resultat: Die Abtreibungsrate unter Asylbewerberinnen ist 2,5-mal höher als in der restlichen Bevölkerung.
Fana Afesaw plädiert darum dafür eine verstärkte Aufklärung der Menschen, die aus fremden Kulturen in die Schweiz gekommen sind. «Die Frauen und ihre Angehörigen können umdenken, wenn man ihnen erklärt, dass es das Ziel unserer Medizin ist, ihnen und ihrem Kind zu helfen.» (cat)
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